ÖBB-Managerin Goldmann wird nur verwarnt



 

Der Aufsichtsrat der ÖBB-Personenverkehrs AG hat am Donnerstag Vorstandsdirektorin Wilhelmine Goldmann wegen der "Verwendung betrieblicher Mittel für nicht betriebliche Zwecke" einen Verweis erteilt, diese aber nicht, wie vielfach erwartet, fristlos entlassen. Aufsichtsratschef Fredmund Malik und ÖBB-Chef Huber begründeten das Vorgehen mit prinzipiellen Überlegungen.

Der Aufsichtsrat sei einstimmig zur Meinung gelangt, dass die Vorwürfe "keine ausreichenden Gründe darstellen, von Untreue zu sprechen", sagte Malik. Der als SP-nahe geltenden Goldmann, die seit geraumer Zeit Meinungsverschiedenheiten mit ÖBB-Chef Huber hat, wird vorgeworfen, ÖBB-Ressourcen bzw. Personal für den gemeinnützigen Verein "Opernwerkstatt" verwendet zu haben. Ein vergangene Woche an die Öffentlichkeit gesickertes Gutachten hatte eine fristlose Entlassung für möglich erachtet.

Ob nach der Affäre, die zuletzt die österreichische Öffentlichkeit über die Maßen bewegt hatte, Goldmann längerfristig tatsächlich auf ihrem Posten bleibt, bleibt vorerst offen. Die Managerin und ÖBB-General Huber werden auf Aufforderung des Aufsichtsrats jedenfalls Gespräche aufnehmen.

Huber meinte nach der Aufsichtsratssitzung, er sei "nicht jemand, der Leute verfolgt", wenn wieder Teamgeist einkehre habe er kein Problem mit Goldmann zusammenzuarbeiten. Er sprach von einer "seriösen Lösung". Auch Goldmann hatte in einer ersten Reaktion ihre Offenheit für solche Gespräche bekundet, äußerte aber ihren Protest gegen den Verweis.

Weder Aufsichtsratschef Malik noch Huber wollten zunächst auf die Schadenshöhe der Goldmann zu Last gelegten Verstöße eingehen. Es gehe ihm ums Prinzip, betonte Malik mehrfach. "So genannte Kleinigkeiten sind unter Umständen Symptome für viel größere Dinge, die dahinter liegen."

"Wir haben ein Thema, und das ist Kosten, Kosten, Kosten", sagte Huber. In einer Situation, in der die ÖBB sparen und Personal abbauen müssten gebe es "keine Kleinigkeiten". Der durch Goldmanns Verhalten entstandene Schaden liege auch sicher "über 1.500 Euro". Imagemäßig war die Sache für das gesamte Unternehmen "nicht gut, das ist gar keine Frage", räumt er ein.

Im Zuge der Diskussion um Goldmann war an die Öffentlichkeit gelangt, dass ein Tochterunternehmen des von Malik geleiteten Managementzentrums einen Vertrag mit den ÖBB hat. Malik musste sich daraufhin in der Öffentlichkeit vorwerfen lassen, dies sei mit seinem Posten als Aufsichtsratspräsident unvereinbar.

Am Donnerstag räumte Malik zwar ein, dass er selbst ein "Problem mit der entstandenen schiefen Optik" habe, bestritt aber neuerlich seine Kenntnis von dem Vertrag. Es handelt sich um einen Rahmenvertrag über Beratungsleistungen in Höhe von einer Million Euro, ausgeschrieben von der Betriebs-AG der ÖBB. Dabei sei nach einem "klaren Vergabeverfahren" zu Gunsten des Bestbieters entschieden worden, sagte Malik.

SPÖ-Bundesfrauenchefin Prammer beurteilte die Verwarnung Goldmanns als eine "völlig überzogene Fehlentscheidung, die nur dazu dient, eine in einer Männerdomäne erfolgreiche Frau hinaus zu katapultieren". Die Grüne Verkehrssprecherin Moser sprach von einer "Umfärbeaktion" und "politischem Mobbing".