Mitarbeitertag – ein Nachruf

 

„Jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter ist ein wichtiger Baustein für die Zukunft der ÖBB.“

„In einem noch nie da gewesenen ÖBB-Gemeinschaftserlebnis werden wir uns das vor Augen führen.“ Und: „Am Ende des Mitarbeiter-Tages soll sich ein positives Zukunftsbild zeigen, ein Feuerwerk  an Begeisterung und Staunen wird durch unseren Konzern ziehen.“ (Originalzitate entnommen der Einladung für den Mitarbeiter-Tag)

 

Ähm???

Wichtiger Baustein? Gemeinschaftserlebnis? Begeisterung?

Wenn man den Medien und den anwesenden KollegInnen glauben schenken darf, dann hat das mit dem „Gemeinschaftserlebnis“ oder der „Begeisterung“ wohl nicht so recht geklappt. Wie sollte es auch.

Die wichtigen „Bausteine“ will man so schnell als möglich loswerden. Vielen „Bausteinen“ werden selbstverständliche Leistungen vorenthalten (z. B: Sonn- und Feiertagsabgeltung). Den schon etwas länger dienenden hat man über Nacht – im Einvernehmen mit der Personalvertretung – massiv und nachhaltig in ihre Dienstverträge  eingegriffen.

Zum drüberstreuen wurde auch noch die Dienstzeit um rund 10 Jahre verlängert.

Wer diesen Hintergrund kennt und trotzdem „begeisterte Bausteine“ erwartet, der darf sich nicht wundern, wenn sich die Begeisterung in Grenzen hält.

 

„Neben einem spannenden Dialog…“ (Zitat Einladung).

Wie so ein Dialog (von altgriech. dialégomai: sich unterhalten) nicht funktioniert, hat der Mitarbeiter-Tag eindrucksvoll gezeigt. Von „sich unterhalten“ konnte keine Rede sein, da die Fragen schon Monate im Voraus „entwickelt“ wurden und die Beantwortung keine Diskussion vor Ort zuließ.

Wer also gedacht hat, er könne bei diesem Event an die Verantwortlichen Manager vor versammelter Kollegenschaft Fragen stellen, der wurde leider enttäuscht. Dem Risiko, dass unangenehme Fragen gestellt werden könnten, wollte man sich offenbar nicht aussetzen.

 

Außer Spesen nichts gewesen?

Der Aufwand war sicher ein gewaltiger. Und viele KollegInnen fragen sich, ob die finanziellen Mittel nicht besser anderweitig eingesetzt werden hätten können. Positiv (!) wurde aufgenommen, dass die Vorstände ganz klar darstellten, wohin die Reise des Unternehmens gehen soll. Nun, dass ist zwar ehrlich, aber es muss jedem(r) klar sein, dass vieles nur auf unserem Rücken gehen wird. Und ob dies in einem positiven Licht zu sehen ist, ist zumindest fragwürdig. So soll eine neuerliche Belastung schon in Vorbereitung sein. Bei dieser geht es darum, dass Bedienstete, welche nicht dem Personen- oder Güterverkehr angehören, für ihre „a.t. Fahrbegünstigung“ rückwirkend ab 2005 eine Lohnsteuerleistung abzuführen haben. Motivierung sieht eigentlich anders aus. Oder?

 

Fazit

Viele KollegInnen empfanden die Vorgangsweise der Unternehmensleitung als Affront. „Die sollen uns zuerst unsere Verträge zurück geben, dann können sie auch motivierte Mitarbeiter erwarten“, war nur eine der Aussagen, die uns erreichte.

Wir sehen in solchen Veranstaltungen aber auch eine Gefahr. Es kann ganz leicht zu einer Aufsplitterung unter uns Bediensteten kommen. Nämlich zwischen jenen, die an solchen „Motivationsfesteln“ teilnehmen und jenen, die aus welchen Gründen auch immer, nicht teilnehmen.

Hier kann ganz leicht ein Keil hineingetrieben werden. Wollen wir das?