Neuer Leiter des ÖBB-Controllings zuvor in Berlin entlassen
 

APA Meldung

APA0720 5 WI 0491 WA Korr APA0713/18.05 18.Mai 06


Verkehr/Bahn/ÖBB/Personalia

Neuer Leiter des ÖBB-Controllings zuvor in Berlin entlassen
Utl.: "Wiener Zeitung": Ex-Arbeitgeber erheben schwere Vorwürfe - "Konnte einfache kaufmännische Fragen nicht beantworten"

Wien (APA) - Seit Anfang Mai ist der Gerhard Gamperl Leiter des neu geschaffene ÖBB-Controllings. Auffällig dabei: Der Wiener war die vergangenen zwei Jahre Chef der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR). Unter seiner Leitung sollten 6.000 Mitarbeiter den Besen schwingen. Doch diesen Posten musste er vorzeitig verlassen - er wurde vom Aufsichtsrat einstimmig entlassen, berichtet die "Wiener Zeitung" in ihrer Freitag-Ausgabe.

ÖBB-Finanzvorstand Erich Söllinger findet dies nicht störend, im Gegenteil, er ist froh, dass er diesen "exzellenten Mann für die ÖBB gewinnen konnte", so die Zeitung. Wie die Zeitung schreibt sind Söllinger und Gamperl seit jener Zeit befreundet, als sie gemeinsam bei ABB angestellt waren. "Ich kenne die Vorwürfe, aber ich weiß nicht wer recht hat", so Söllinger. Er gehe aber mit Sicherheit davon aus, dass sein neuer Controlling-Chef "unfair behandelt worden ist". Im alten Job konnte Gamperl mit einer Gage von 300.000 Euro pro Jahr rechnen. Wie viel er bei den ÖBB bekommt, wurde nicht bekannt gegeben, heißt es in der "Wiener Zeitung".

Gamperl war in Berlin vorgeworfen worden, seine Kernaufgaben, für die er eingestellt wurde, nicht gelöst und den Aufsichtsrat mehrfach unzureichend, zu spät, zum Teil gar nicht oder falsch über aufsichtsratsrelevante Vorgänge informiert zu haben, heißt es mit Hinweis auf Deutsche Medien. Die Affäre um den zugereisten Österreicher habe in der deutschen Metropole viel Staub aufgewirbelt. Entlassen wurde Gamperl drei Jahre vor dem Auslaufen seines Vertrages vom BSR-Aufsichtsratsvorsitzenden und Wirtschaftssenator Harald Wolf.

Laut Christoph Lang, Wolfs Sprecher, habe der Geschasste damit alle Ansprüche auf Lohnfortzahlung oder Abfertigung verloren. Wolf wirft ihm via Berliner Zeitung vor, er "habe seine Arbeit nicht getan" außerdem "eine Reihe von Pflichtverletzungen" begangen. Das Vertrauensverhältnis sei zerrüttet. Konkret geht es um steuerrechtliche Konstruktionen im Umfang von 6,5 Mio. Euro, die der 45-jährige angeblich nicht lösen konnte, schreibt die "Wiener Zeitung".

Der Verband der Deutschen Grundstücksbesitzer spricht davon, dass Gamperl, der vor seiner Übersiedlung nach Berlin Chef der Wiener Stadtwerke Beteiligungsmanagement GmbH war, "einfache kaufmännische Fragen nicht beantworten konnte". Der Verband hatte auch eine Anzeige wegen Verdacht auf Betrug und Untreue an die Berliner
Staatsanwaltschaft übermittelt. Das Verfahren wurde jedoch mangels Tatverdacht eingestellt, erklärt Gamperl auf Anfrage der "Wiener Zeitung".

Gamperl ist mittlerweile in die Offensive gegangen und will seine Ansprüche gegenüber dem Ex-Arbeitgeber per Gericht geltend machen. Es läuft eine Klage. Dem Vernehmen nach will er volle Entschädigung in Höhe von 630.000 Euro für den vorzeitigen Rausschmiss, sowie 70.000 Euro für die Arbeitslosenberatung. Gamperl wollte sich dazu gegenüber der "Wiener Zeitung" nicht äußern. (Schluss)