ÖBB gibt indirekt
Geburtstagsfeier für Personenverkehrs-Chef zu
APA0312 5 WI 0406 Mo, 11.Sep 2006
Verkehr/Bahn/ÖBB/Affäre/Österreich
Utl.: "Der Standard": Personenverkehr bekommt drei neue Prokuristen - ÖBB
verweist auf kommende Aufsichtsratssitzungen
Wien (APA) - Die ÖBB haben nach anfänglichen Dementis nun eingeräumt, dass es
für Personenverkehrs-Chef Stefan Wehinger doch eine kleine Geburtstagsfeier auf
Bahnkosten gegeben hat. Hieß es zuerst, man habe ledigliche anlässlich der
Unterzeichnung des Investitions-Beschlusses für den neuen Fernverkehrszug
Railjet nebenbei auch das Glas auf den Geburtstag von Wehinger erhoben,
berichtete der "Standard" am Wochenende, dass ihm ein Schreiben vorliegt, wonach
eindeutig zur Geburtstagsfeier eingeladen wurde.
Auf APA-Anfrage bestätigten die ÖBB heute, Montag, dass anlässlich der
Festlichkeit einige Personen via Mail "hinzu eingeladen" wurden. Wobei bei der
Einladung laut "Standard" noch gar nicht klar war, ob es überhaupt die
Unterzeichnung des Investitionsprogrammes geben wird. Demnach hieß es in der
Einladung, dass es "hoffentlich auch einen Grund gibt, auf die Bestellung des
neuen Fernreisezugs Railjet das Glas zu heben".
Und auch heute meinten die ÖBB zur APA, dass zur Feier geladen wurde, obwohl die
Zustimmung des Aufsichtsrates für das Investitionsprogramm nicht sicher war.
Gleichzeitig legen die ÖBB aber Wert darauf, dass es keine Einladung für ein
eigenes Geburtstagsfest gegeben habe. Fazit: Das Management hat zu einem Fest
geladen, von dem es gar nicht wusste, ob es was zu feiern gibt.
Und auch bei einer anderen Personalie brodelt es. Demnach soll der
Personenverkehr drei weitere Prokuristen bekommen. Laut "Standard" gebe es bei
manchen ÖBB-Controllern Zweifel darüber, ob diese Zusatzfunktionen notwendig
seien. Schließlich sei die Chefetage mit Wehinger, Co-Chefin Wilhelmine Goldmann
und Holding-Finanzchef Erich Söllinger als weiteres Vorstandsmitglied schon
ausreichend besetzt. Außerdem sinkt die Zahl der ÖBB-Beschäftigten, wodurch es
künftig weniger "Indianer" und mehr "Häuptlinge" gebe.
Seit Jahresbeginn wurden alleine 2.000 ÖBBler abgebaut. Damit hat sich der
Personalstand von 46.000 auf 44.000 reduziert. Bis 2008 soll die Zahl laut
Bahnchef Martin Huber auf 40.000 sinken. Einem Teil der Mitarbeiter wurde und
wird mit freiwilligen hohen Abschlagszahlungen der Gang in den Frühruhestand
versüßt. Der durchschnittliche "goldene Handschlag" kostete pro Mitarbeiter
26.000 Euro. Wie vor einigen Monaten bekannt wurde, muss die Bahn für die
Sonderabfertigungen noch weitere 20.000 bis 25.000 Euro pro Mitarbeiter dazu
legen. Diesen Betrag müssen die ÖBB nachträglich ins Pensionssystem einzahlen.
Die ÖBB wollten sich zu den angeblichen neuen Prokuristenfunktionen heute auf
APA-Anfrage nicht äußern. "Spekulationen im Vorfeld von Aufsichtsratssitzungen
kommentieren wir grundsätzlich nicht", hieß es aus dem Personenverkehr. Für
nächste Woche sind mehrere Aufsichtsratssitzungen des Konzerns anberaumt.
(Forts. mögl.) stf/wyn
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