ÖBB-Ticket-Automaten: Vernichtendes Testurteil durch Experten
"Massive Kritik an den Fahrkartenautomaten hält an. Sollte man als Dienstleistungsunternehmen nicht mehr auf Kundenwünsche eingehen? Den diese sind ja in der Regel die Empfänger der Dienstleistung"
APA Meldung
APA0594 5 CI 0344 13.Feb 06
Verkehr/Bahn/ÖBB/Tarife/Verbraucher/Österreich
ÖBB-Ticket-Automaten: Vernichtendes Testurteil durch Experten
Utl.: System "tatsächlich unnötig kompliziert" =
Wien (APA) - Große Aufregung herrschte in den vergangenen Wochen um die
Einführung der neuen ÖBB-Ticket-Automaten, die in Hinkunft Schalterpersonal
ersetzen sollen. Das Wiener Webdesign-Unternehmen "intuitiv", das sich auf
Benutzerfreundlichkeit spezialisiert hat, testete die elektronischen
Bahn-Mitarbeiter auf Herz und Nieren. Das Urteil ist vernichtend, denn das
System ist laut Expertenmeinung "tatsächlich unnötig kompliziert".
Kritik übten die Tester schon vor dem ersten physischen Kontakt mit dem Gerät.
Denn selbst auf internationalen Bahnhöfen steht in
großen Lettern "Fahrkarten" auf den Automaten - und nicht etwa "Tickets". Auch
die Erkennbarkeit, dass es sich bei dem Bildschirm
nicht um eine Werbefläche handle, ließe zu wünschen übrig. Und habe der Kunde
schließlich durchschaut, wie er zur Bestellmaske kommt, werde es spätestens dort
unübersichtlich.
"20 Auswahlmöglichkeiten warten auf den überforderten Benutzer. Bahninterne
Fachbegriffe ("EURegio", "VVNB", "VOR") werden nicht
erklärt und bleiben daher für Auswärtige rätselhaft. Die Standard-Möglichkeit
("Fahrkarte Inland mit Zielwahl") links oben ist nicht besonders hervorgehoben -
wer mehr auf Symbole schaut, wird wahrscheinlich auf "Einzelfahrt Vollpreis" in
der Mitte drücken", so
ein Auszug aus dem Automaten-Test.
Je weiter man vordringe, desto größer werde die Wahrscheinlichkeit in eine Falle
zu tappen. Die größte lauere ganz zum Schluss: "Fast
geschafft! Nur mehr zahlen, und ab geht's. Aber welche Scheine oder Münzen
akzeptiert der Automat? Die Abbildungen rechts unten könnten ein Hinweis sein,
aber sicher ist das nicht. Und wer jetzt erst anfängt, sein Kleingeld zu zählen,
könnte eine böse Überraschung erleben: Nach 52 Sekunden bricht die Maschine ohne
Warnung einfach ab! Und man beginnt wieder ganz von vorne..."
Das Fazit der Tester ist ernüchternd: "Für gewisse Funktionen sind Maschinen
besser geeignet als Menschen. Aber dieses System vereint die Nachteile aus
beiden Welten: So knausrig mit Informationen wie ein mürrischer Schalterbeamter
und doch so unflexibel wie ein 'Blechtrottel'. Wer zum Beispiel erst beim
Bezahlen draufkommt, dass die Fahrkarte erst ab der Wiener Stadtgrenze gelten
soll, muss zurück zum zweiten Schritt und alles noch einmal eingeben."
(S E R V I C E - Der "intuitiv"-Test ist im Internet unter
http://www.intuitiv.at/fahrkartenautomaten.htm abrufbar)