Paukenschlag in der BAWAG-Causa!

In einer völlig überraschend einberufenen Sondersitzung hat der ÖGB-Bundesvorstand Donnerstagabend beschlossen, die Gewerkschaftsbank zu 100 Prozent zu verkaufen. Zwei Vorstandsmitglieder stimmten dagegen. SPÖ-Chef Gusenbauer hatte zuvor mit dem Vorstoß aufhorchen lassen, dass sich die Gewerkschaft von der in Misskredit geratenen Bank trennen solle. Einen Zusammenhang will Interims-ÖGB-Präsident Hundstorfer jedoch nicht erkennen: "Reiner Zufall."

"Grundsatzbeschluss gefällt"

Gewerkschaftsbank soll zur Gänze veräußert werden. Die Gewerkschaftsbank BAWAG soll verkauft werden. Das hat der ÖGB-Vorstand Donnerstagabend in einer kurzfristig einberufenen Vorstandssitzung beschlossen, teilten Vorstandsmitglieder mit. Demnach wurde ein Grundsatzbeschluss gefällt, wonach die BAWAG eventuell zur Gänze veräußert werden soll. Ein potenzieller Käufer wurde nicht genannt. "Noch viel zu früh" Interims-ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer bestätigte die Verkaufsabsicht. Das Präsidium wurde ermächtigt, das Institut bis zu 100 Prozent zu veräußern. Hundstorfer geht davon aus, dass dann auch tatsächlich die gesamte BAWAG verkauft wird.
Einen Käufer hat der ÖGB laut Hundstorfer noch nicht an der Hand. Es wäre noch viel zu früh, darüber zu sprechen. Die Abwicklung des Verkaufs soll über eine internationale Investment-Bank erfolgen.

"Schwere Entscheidung"

Der ÖGB-Chef betonte, dass es ihm wie vielen anderen im Vorstand schwer gefallen sei, diesen Beschluss zu fällen. Es sei aber notwendig gewesen, die BAWAG aus dem tagespolitischen Geschäft zu nehmen, da eine Situation wie die derzeitige keiner Bank gut tun könne. Im Vorstand gab es laut dem ÖGB-Chef letztlich nur zwei Gegenstimmen, die vom Gewerkschaftlichen Linksblock kamen.

"Nichts mit Gusenbauer zu tun"

Bestritten wurde von Hundstorfer, dass die Forderung von SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer nach einem BAWAG-Verkauf mit dem ÖGB akkordiert war. Nach Meinung des Gewerkschaftschefs handle es sich dabei um einen Zufall. Der ÖGB agiere überparteilich, wie auch die Zustimmung der Christgewerkschafter zum BAWAG-Verkauf gezeigt habe. Manche Bankgeschäfte stünden im Widerspruch zu den Interessen einer Gewerkschaft, hatte der SPÖ-Chef am Donnerstag aufhorchen lassen. Sowohl für die Bank als auch für die Gewerkschaft wäre eine Trennung daher besser.

"Sehr verantwortungsvoller Eigentümer"

Im Vorfeld der überraschend einberufenen Sitzung hatte es geheißen, in dem rund 80-köpfigen Gremium werde darüber diskutiert, wie es mit dem Institut nach dem "Trommelfeuer der Kritik, das jetzt über den ÖGB hinweg bläst", weitergehen soll. Dies tue der BAWAG nicht gut, der ÖGB sei ein "sehr verantwortungsvoller Eigentümer" und deshalb überlege man, was am besten für die Mitarbeiter und die Kunden zu tun sei, um das "prosperierende Institut zu erhalten".

"Verzetnitsch-Nachfolge kein Thema"

Nicht auf der Tagesordnung der Sitzung stand die Klärung der Nachfolgefrage für den zurückgetretenen ÖGB-Präsidenten Fritz Verzetnitsch. Diese Frage soll in den nächsten zwei bis drei Wochen entschieden sein.