Deutsche-Bahn - Immer größere Vorbehalte gegen Börsegang
Utl.: Deutsche Verkehrsgewerkschaft warnt vor Zerschlagung - Heute wird neuer Transnet-Chef gewählt
Berlin (APA/AP/dpa) -
Die deutsche Verkehrsgewerkschaft Transnet hat ihre Zustimmung zur
Privatisierung der Deutschen Bahn von neuen Bedingungen abhängig gemacht. Der
Kandidat für den Chefposten der rund 250.000 Mitglieder starken Organisation,
Alexander Kirchner, forderte Sonntagabend zu Beginn des fünftägigen
Gewerkschaftstages in Berlin hohe zusätzliche Mittel für die Infrastruktur der
Schiene. Entschieden wandte er sich gegen eine "Zerschlagung" des Bahnkonzerns.
"Solange wir auf diese Fragen keine Antwort bekommen, werden wir zu nicht unsere
Zustimmung geben", rief Kirchner in seiner Rede vor rund 900 Teilnehmern, die
allgemein als Bewerbung für den Chefposten verstanden wurde. "Wir wollen keinen
Schutzschirm für die Schiene, sondern eine offensive Umwelt- und
Strukturpolitik", sagte er und forderte fünf Milliarden Euro zusätzlich.
Auch DGB-Chef Michael Sommer erklärte, der Aufschub des Börsengangs biete für
den Bund die "Chance, die Privatisierung insgesamt noch einmal zu überprüfen".
Der Bund als Eigentümer solle den Konzern als "einheitliches öffentliches
Unternehmen" erhalten und es mit dem notwendigen Kapital für Modernisierungen
und Verbesserungen ausstatten. "Die Bahn ist und bleibt für Menschen und
Volkswirtschaft das mit Abstand wichtigste Transportmittel."
Der Tarifexperte Kirchner soll heute zum neuen Transnet-Vorsitzenden gewählt
werden. Er hat bisher keinen Gegenkandidaten. Der bisherige Chef Lothar Krauß
gibt den Posten nach internem Streit nach nur sechs Monaten wieder auf. Krauß
war in die Kritik geraten, weil er als Bahn-Aufsichtsrat Bonuszahlungen an den
Vorstand für den Fall eines Börsengangs zugestimmt hatte.
Der deutsche Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sicherte Transnet beim
Thema Teilprivatisierung einen "engen Schulterschluss" mit Transnet zu. Bei den
Zielen sehe er zwischen ihm und Transnet "keinen Unterschied". Es gehe darum,
die Bahn als "integrierten Konzern" zu erhalten. "Das ist der Maßstab", sagte
Tiefensee. Zudem müssten die Tarif-, Sozial- und Beschäftigungssicherung
erhalten werden und der Bund dauerhaft Mehrheitseigentümer bleiben.
Tiefensee bekräftigte, dass der geplante Verkauf von 24,9 Prozent der
Bahn-Tochter DB Mobility Logistics 5 bis 8 Mrd. Euro erbringen müsse. "Wenn
Erlös darunter bleibt, dann wird es keine Teilprivatiserung der DB AG geben." Zu
einem möglichen Termin für den Börsengang äußerte sich der Minister nicht.
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