"Profil": ÖBB droht Totalausfall der veranlagten Gelder.

Mutual als "vierter Raubfisch"

"Profil": ÖBB droht Totalausfall der veranlagten Gelder.
Angesichts der laufenden Finanzkrise droht den ÖBB neues Ungemach: Wie das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner jüngsten Ausgabe berichtet, könnte der Bahn sogar ein Totalausfall bei Geschäften mit Derivaten im Volumen von mehr als 600 Millionen Euro drohen.

Auch "Der Standard" berichtet in seiner Wochenend-Ausgabe, dass den bis dato nur Buchverluste produzierenden Collaterized Debt Obligations (CDO) der "Todesstoß aus Island" drohe.

Bei der ÖBB werde man laut "Standard" jedenfalls von Tag zu Tag nervöser, da befürchtet werde, dass die hochriskanten Finanzdeals nicht mehr zu retten sein könnten. "Wenn Island nicht einspringt, ist das Geld weg", zitiert die Zeitung in diesem Zusammenhang ein ÖBB-Aufsichtsratsmitglied.

Komplexes Finanzinstrument
Bei CDOs handelt es sich um ein komplexes Finanzinstrument, in welchem Kredite von unterschiedlicher Qualität mit dem Ziel einer Risikoverteilung gebündelt und als Paket weiterverkauft werden.

Da allerdings neue CDOs teilweise bzw. vollständig aus CDOs bestehen können, kann das laut dem Finanzportal Forex dazu führen, dass am Schluss niemand mehr weiß, was in dem ganzen Paket steckt: "Das gleicht einem Minenfeld, wo niemand weiß, wo die Minen liegen."

"Dann kippt der ganze Deal"
Bei den ÖBB sollen sich laut "Standard" auch die vor einer Woche verstaatlichten drei isländischen Banken Kaupthing, Landsbanki und Glitnir unter insgesamt mehr als 200 Titeln befinden. Als vierter "dicker Raubfisch" befinde sich zudem die vor drei Wochen aufgefangenen US-Sparkasse Washington Mutual im ÖBB-Derivate-Pool.

"Kippen die 18 bis 25 am stärksten gewichteten Titel, dann kippt der ganze Deal", so ein ÖBB-Aufsichtsratsmitglied zur Zeitung. Rücklagen würden in diesem Fall nicht mehr reichen, vielmehr sei "der ganze Topf" fällig.

Kleiner Hoffnungsschimmer: Weg wäre das Geld dann real aber noch immer nicht, denn bis zum Ende der Laufzeit im Jahr 2015 könnte sich alles wieder ins Positive drehen und brächte der Bahn einen Buchgewinn.

"Fass ohne Boden"
Die 2005 eingegangenen Spekulationsgeschäfte der ÖBB in Höhe von 612,9 Mio. Euro entwickelten sich im Lichte der Finanzkrise laut "profil" dennoch zu einem Fass ohne Boden.

Nachdem Ende 2007 bereits Buchverluste von 242 Mio. Euro berücksichtigt werden mussten, könnten es heuer bereits 350 Mio. Euro werden.

Auch Cross-Border-Deals betroffen
Neben dem Derivat-Deal sorgen bei den ÖBB auch Cross-Border-Leasings (CBL), mit denen unter anderem Waggons für Jahrzehnte an US-Trusts verleast und dann wieder zurückgeleast wurden, für zusätzliche Kosten.

Unter anderem müssten Leasing-Raten von 80 bis 100 Mio. Euro vom soeben geretteten US-Versicherer American Internation Group (AIG) losgeeist werden.

Derzeit werde von den ÖBB geprüft, ob dafür vorgesorgt werden müsse und ob zumindest einige der 17 hochkomplizierten Leasing-Deals wieder aufgeschnürt werden können.