ÖBB - Personalpolitik oder Kosmetik?
OTS249 5 II 0373 PWB0001 WI 20.Mär 08
Pressestimmen/Vorausmeldung/ÖBB/Huber/Immobilien/Schig/Koalition
WirtschaftsBlatt-Leitartikel: ÖBB - Personalpolitik oder Kosmetik? - von Esther
Mitterstieler
Utl.: Geld ohne Mascherl fließt prinzipiell einfach irgendwohin
Wien (OTS) - Langsam wird es langweilig: Es
vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwer den Abgang von ÖBB-Chef Martin
Huber fordert. Genauso kommen immer wieder seltsame Immo-Deals seiner Frau auf
den Tisch, an denen er zumindest indirekt beteiligt gewesen sein soll. Was
nütztÆs der Bahn? Nichts. Der Sonderaufsichtsrat am 31. März soll befinden, ob
Huber nun irgendwie gegen seine vertragliche Erfüllung bei den ÖBB verstoßen
hat. Das Gutachten, das bereits vorliegt, verneint das. Also scheint klar: Alles
wie gehabt. Und wenn schon, dann würde der Bahn der Tausch eines Kopfes, wenn
auch ihres obersten operativen, wenig bringen. Vielmehr müsste man das gesamte
ÖBB-Topmanagment in die Verantwortung nehmen. Allerdings: Auch diese
personalpolitische Diskussion ist eine rein kosmetische.
Denn die mehr oder weniger großen Reibereien in und ums ÖBB-Management sind
wirklich nicht der springende Punkt. Eher sollte man die gesamte Struktur der
Bahn überdenken. Da hat sich schlicht und einfach eine Bahn dazu hinreißen
lassen, Bank zu spielen. Hat 630 Millionen Euro in riskante Finanz¡geschäfte
gesteckt und etwa 150 Millionen Euro abgelegt. Da wundert es einen schon, warum
die Politiker so fleißig mitreden bei der Neu¡vergabe von Posten und
gleich¡zeitig ein Füllhorn über ein Unternehmen ausschütten, ohne die
finanziellen Unwegsamkeiten zu berücksichtigen. Da ist der Staat spendabel und
überweist rund 2,5 Milliarden Euro pro Jahr - als gemein¡nützige Ausgabe für die
Schiene, für den Neubau sowie für Bestands¡netz und Wartung. Da es aber kein
zielgerichtetes Mascherl hat, fließt dieses Geld, das prinzipiell zur
Verlustabdeckung dient, ungehindert auch in sagenhafte Swap-Geschäfte.
Warum nutzt der Bund eigentlich seine eigene 2003 durchgeführte ÖBB-Reform nicht
richtig? Da wurden doch die Finanzströme geregelt. Die Schig-Holding, die die
Finanzen im Schienenverkehr kontrolliert, agiert dabei wie eine Art
Wirtschaftsprüfer. Warum lässt man nicht einfach Bundesgeld in die Schig
fließen, die es sicher viel besser und konservativer veranlagen könnte als das
ÖBB-Management? Dieses sollte die Köpfe für seine operativen Tätigkeiten frei
haben. Wäre das kein Signal für die Bereinigung undurchsichtiger Bankgeschäfte,
die eben nichts in dem operativen ÖBB-Geschäft zu suchen haben? Also:
Reformbedarf gibt es in der Bahn reichlich, nicht nur im Management.
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201741 Mär 08