Gastkommentar von Karl Öllinger
Rüdiger vorm Walde musste vorzeitig abtreten und erhielt dafür
1,2 Millionen Euro Abfindung. Wilhelmine Goldmann wurde gemobbt und dafür mit
rund 700.000 Euro abgefertigt. Alfred Zimmermann, gegen den strafrechtliche
Ermittlungen laufen, soll 220.000 Euro Abfindung erhalten haben, Stefan Wehinger
rund 300.000 Euro. Michael Gassauer, der zuletzt wegen Begleichung einer üppigen
Rechnung in einem Strip-Lokal mittels Firmenkreditkarte ins Gerede gekommen ist,
erhält seine Restlaufzeit ausbezahlt. Wir sprechen vom Management der ÖBB.
Und jetzt: Martin Huber, Erich Söllinger und Gustav Poschalko. Sie müssen gehen
und werden wieder üppig abgefunden. Schwamm drüber? Verlustreiche
Spekulationsgeschäfte ohne Beschlüsse der Gremien, undurchsichtige
Immobilien-Deals und Geschäfte mit Lobbyisten, windige Ankäufe und Vorverträge -
das war das Sittenbild der schwarz-blau-orangen ÖBB-Epoche nach dem Motto:
Bereichert euch, egal wie, denn ihr werdet großzügig entlohnt werden.
Können Sie sich noch an Alexius Vogel erinnern? Er war Funktionär der FPÖ und
kleiner ÖBB-Manager, der auf eigene Faust einen Vertrag mit dem Iran in der Höhe
von 800 Millionen Euro abschließen wollte. Er hat uns vor seiner
Frühpensionierung 2006 mit dem Ankauf eines chinesischen Röntgen-Scanners um
mehrere Millionen Euro ein Monument vererbt.
Die Managerin der ÖBB-Immobilien, Michaela Steinacker, die sich gerade Richtung
Raiffeisen-Holding von den ÖBB verabschiedet hat, hinterlässt zwar keine
unbrauchbaren Monumente, dafür einen Mietvertrag, der die ÖBB-Postbus GmbH zu
teuren Mieten an die Raiffeisen-Holding verpflichtet. Hinter ihnen die Sintflut?
Es bleibt einem wirklich die Spucke weg. Die ÖBB sind in den vergangenen Jahren
wie ein Selbstbedienungsladen geführt worden. Supergagen, Beraterverträge,
Abfindungen - wer will noch was?
Während sich das Management bedienen durfte, musste sich die Belegschaft ducken.
Ein Wort zu viel konnte schon eine Kündigung oder Frühpensionierung nach sich
ziehen - ohne Abfindung. Tausende Eisenbahner wurden in die Frühpension
geschickt - auf Staatskosten. Das Resultat: eine Belegschaft, die nicht einmal
mehr den Kopf schütteln kann, weil sie schon die Schreckstarre hat. Glaubt
Verkehrsminister Werner Faymann wirklich, dass die Belegschaft durch goldene
Apanagen für gescheiterte Manager motiviert werden kann?
Darf man noch die bescheidene Frage stellen, was die genannten Manager für die
ÖBB geleistet haben? Und nicht umgekehrt die ÖBB für die Manager? Deshalb wäre
eine klare Haltung des Bundesministers notwendig gewesen. Deshalb müssen die
Dinge auf den Tisch und nicht: Schwamm drüber.
Karl Öllinger ist Stellvertretender Klubobmann der Grünen.
Jeden Freitag lesen Sie hier den Gastkommentar eines Klubobmanns einer
Parlamentspartei.
klubobmann@wienerzeitung.at