Staatsanwalt lässt gegen Ex-ÖBB-Vorstand ermitteln
WIENER ZEITUNG
Von Franz Steinbauer
Auch hochrangiger ÖBB-Prokurist und externer
Berater sind betroffen. Zusammenhang mit Iran-, China- und Sanconsult-Affäre des
Jahres 2006.
Wien. Gegen den ehemaligen Bahnmanager Alfred Zimmermann, den ÖBB-Prokuristen
Alfred Lutschinger und Peter Scharmüller von der Beratungsfirma Sanconsult wird
wegen des Verdachts auf Untreue ermittelt. Dies bestätigt die Staatsanwaltschaft
Wien der "Wiener Zeitung" auf Anfrage. "Die Anzeige ist Anfang März
eingegangen", sagt Staatsanwalt Michaela Schnell. Es gilt die
Unschuldsvermutung.
Klar ist hingegen, dass die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) damit zusätzlich
zu den bereits bekannten Problemen – gemeint sind die Spekulationsverluste, ein
unklarer Immobiliendeal und der mögliche Rücktritt von ÖBB-Chef Martin Huber –
ein weiteres brisantes Thema für die Aufsichtsratssitzung am Dienstag haben.
Berater Sanconsult als Personalleasingagentur
Zur Vorgeschichte: Ende 2006 wurde der damalige
Vorstand der ÖBB-Infrastruktur-Betrieb Zimmermann von Huber suspendiert. Als
Grund für Zimmermanns Abgang, der sehr viel Staub aufwirbelte, gab Huber im
Dezember 2006 Verfehlungen beim Kauf eines Waggon-Röntgengeräts in China, bei
einem angeblich eigenmächtig geplanten Iran-Großprojekt und der Anmietung von
Personal für die ÖBB über das Beratungsunternehmen Sanconsult an.
Zimmermann habe seine Aufsichtspflicht verletzt und an der Umgehung von
ÖBB-Regeln mitgewirkt, so Huber damals bei der Enthebung Zimmermanns. Sanconsult
soll laut Huber Mitarbeiter billig eingekauft und teuer an die ÖBB
weiterverliehen haben. Schon 2006 ist öfter der Name Lutschingers, der immer
noch bei den ÖBB arbeitet, gefallen.
Offiziell haben die Ermittler die ÖBB bisher noch nicht kontaktiert. "Derzeit
sind uns keine Informationen zu etwaigen Ermittlungen bekannt", betont ein
Bahn-Sprecher.