Ungarische Polizei ermittelt im Zusammenhang mit ÖBB-Akquisition

Utl.: Ungarns Staatsbahn MAV dementiert jeglichen Kontakt zu Lobbying-Firma Geuronet - MAV: Für Zuschlag war der Kaufpreis entscheidend

Budapest/Wien (APA) - Nach einem Bericht des österreichischen Magazins "Format" über eine ÖBB-Zahlung in Höhe von 7,1 Mio. Euro an die ungarische Lobbying-Agentur Geuronet im Zusammenhang mit der Akquisition der ungarischen MAV Cargo hat nun die ungarische Polizei Ermittlungen aufgenommen. Das hat die Sprecherin der ungarischen Regierung, Bernadett Budai, heute in Budapest bekannt gegeben.

Die Ermittlungen stünden im Zusammenhang mit der Privatisierung der ungarischen Eisenbahn-Güterverkehrsgesellschaft MAV Cargo, die von den österreichischen ÖBB erworben wurden, sagte die Sprecherin. Insbesondere sollten Behauptungen in der österreichischen Presse untersucht werden, wonach die ungarische Firma Geuronet Bt eine "Erfolgsprämie" in Höhe von 7,1 Mio. Euro von den ÖBB erhalten haben soll.

Die MAV-Gruppe hat unterdessen eine Involvierung in die Angelegenheit dementiert. Man habe den Namen Geuronet bisher nicht einmal gekannt, erklärte MAV laut ungarischer Nachrichtenagentur MTI. Der Verkauf der MAV Cargo sei "transparent, unter strengsten und wiederholten Kontrollen" abgewickelt worden. Auf Empfehlung des Privatisierungsausschusses habe man beim Verkauf der MAV Cargo eine Vorgangsweise gewählt, das "Möglichkeiten zur Beeinflussung völlig ausschließt". Der Käufer sei anhand des angebotenen Kaufpreises ausgewählt worden.

Nach ungarischen Medienberichten wurde die Firma Geuronet Bt 2001 in Budapest gegründet und ist im Firmenbuch mit einem Kapital von 30.000 Forint (113,50 Euro) eingetragen. Hinter der Firma soll Andras Gulya stehen, der früher Direktor der Bank ABN Amro und später einen Monat lang stellvertretender Generaldirektor der Postabank war. Derzeit sei Gulya Vorstand der Primatus AG.

Die ungarische Wirtschaftszeitung "Nepszabadsag" wirft die Frage auf, bei wem die völlig unbekannte Firma "Geuronet" Lobbying betrieben haben solle und wofür sie von den ÖBB so gut entlohnt worden sei.