255 ÖBBler gehen mit "Golden Handshake"
Seit 18. Februar bieten die ÖBB ein neues, großzügiges Abfertigungsmodell für ihre Mitarbeiter an, das bisher von 255 ÖBB-lern genutzt wurde. Davon waren 222 "definitv gestellt", sprich unkündbar. Insgesamt hätten 724 Bedienstete grundsätzliches Interesse gezeigt, davon haben 415 nach einem ersten Beratungsgespräch ihr Interesse aufrechterhalten. Somit wurden nahezu zwei von drei Anträgen stattgegeben.
Das Durchschnittsalter der mit einem "Golden Handshake" verabschiedeten Mitarbeiter beträgt 39 Jahre, der Jüngste ist 23, der Älteste 58, erklärte ÖBB-Chef Martin Huber auf APA-Anfrage. Von den 255 ÖBBlern waren demnach 138 jünger als 40 Jahre. 47 Bedienstete waren älter als 45, davon 14 älter als 50 Jahre. Das Durchschnittseinkommen der Abgänger beträgt 30.000 Euro, die Mitarbeiter seien aus allen Bereichen der ÖBB gekommen.
Huber ist "absolut zufrieden"
Huber zeigte sich mit der bisherigen Akzeptanz des Abfertigungsmodells "absolut zufrieden". Schließlich habe man das Projekt bis Mai terminisiert und 300 bis 500 Golden Handshakes erwartet - die Hälfte davon habe man nun schon ein Monat nach dem Start erreicht. In den vergangenen vier Jahren seien pro Jahr lediglich gut 200 unkündbare Mitarbeiter ausgeschieden. Insgesamt wollen die ÖBB ihren Personalstand bis 2010 von derzeit 43.067 auf 35.000 Mitarbeiter senken.
Es habe sich gezeigt, dass sich die Unkenrufe der Gewerkschaft der Eisenbahner (GdE) nicht bestätigt hätten, wonach das Abfertigungsmodell nur von wenigen und da nur von jungen Mitarbeitern angenommen werde, betonte Huber. Die Gewerkschaft hält trotzdem nichts von dem Abfertigungsmodell. In einem Schreiben hat sie die Mitarbeiter vor Verlusten durch die Annahme des Modells gewarnt. Laut GdE-Chef Wilhelm Haberzettl verliert der Eisenbahner bei dem Wechsel in die Privatwirtschaft nicht nur seinen Anspruch auf seine Eisenbahnerwohnung und auf die Fahrbegünstigung, sondern fällt vor allem auch um die geleisteten erhöhten Pensionszahlungen um.
Auf Grund des für Eisenbahner seit 1991 kontinuierlich erhöhten Pensionssicherungsbeitrags hat ein ÖBB-Bediensteter Jahrgang 1955 laut Haberzettl im Durchschnitt rund 6.000 Euro mehr in den Pensionstopf einbezahlt als ein anderer ASVG-Bediensteter. Wechselt der Mitarbeiter nun ins ASVG-System, fällt er aber um den infolge auch erhöhten Pensionsanspruch um, kritisiert Haberzettl. Der Gewerkschafter sieht den "Golden Handshake daher bestenfalls als Ersatz für die erhöhten Pensionszahlungen".
Außerdem hat die Gewerkschaft jedem interessierten Mitarbeiter empfohlen, in jedem Fall auf ein Beratungsgespräch durch das Unternehmen zu bestehen. Das Unternehmen hatte zuvor Verträge aufgelegt, nach denen die Mitarbeiter, die das Angebot annehmen wollen, auf ein solches Gespräch verzichten hätten sollen. Nach dem Einwand, dass dies allerdings möglicherweise sittenwidrig sei, haben die ÖBB diesen Passus aber mittlerweile wieder aus den Verträgen gestrichen.
Ein ÖBB-ler erhält nach dem Golden-Handshake-Modell, wenn er noch im Februar freiwillig ausgeschieden war, je nach Dienstzeit bis zu 23 Monatsentgelte. Diese setzen sich zusammen aus einer individuellen Abfertigung, wonach ein pragmatisierter ÖBB-Mitarbeiter nach zehn Jahren das 7-fache, nach 15 Jahren das 10-fache, nach 20 Jahren das 14-fache und nach 25 Jahren das 19-fache seines Monatsentgelt erhält, und aus einer "Sonderbonifikation", die vorsieht, dass ein Mitarbeiter, der sich bereits im Februar zum Austritt entschied, vier Monatsentgelte zusätzlich erhält, im März sind es noch drei zusätzliche Zahlungen, im April nur mehr zwei und im Mai ein Monatsentgelt.
Alternativ zum Abfertigungsmodell prüfen die ÖBB für über 50-jährige nach wie vor weitere Frühpensionierungen. Anfang des Jahres hatte das Unternehmen 600 Mitarbeiter in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Weitere Frühpensionierungen hat es laut Huber seitdem nicht gegeben.