Huber zählt weiter auf Staatsgelder für Bahnbau
APA0405 5 WI 0413 II Siehe APA0288/01.04 01.Apr 05
Verkehr/Bahn/Bau/Budget/ÖBB/Huber
Ein Jahr ÖBB-Holding: Huber zählt weiter auf Staatsgelder für Bahnbau Utl.:
"Keiner wird ÖBB direttissima in Konkurs schlittern lassen"
Strategie-Plan für neue Bahntöchter kommt Ende April - ÖBB-Chef kritisiert
dennoch anhaltende Einmischung der Politik
Wien (APA) - Genau vor einem Jahr ist mit der Gründung der neuen ÖBB-Holding der
Startschuss zur Bahnreform gefallen. Ziel war unter anderem eine Senkung des
Zuschussbedarfs vor allem im Infrastruktur-Betrieb. Zum Bahnneubau wird der Bund
aber auch in Zukunft dazuzahlen müssen, betonte Bahn-Chef Martin Huber im
Gespräch mit der APA: "Jeder wird so vernünftig sein, und die ÖBB nicht
direttissima in den Konkurs schlittern lassen."
Für die vereinbarten Bauprojekte müsste der Staat die ÖBB Bau AG auch mit dem
entsprechenden Eigenkapital ausstatten. Für den Semmering-Basistunnel etwa habe
die Regierung die entsprechende Zusicherung bereits abgeben. Für alle weiteren
im Rahmenplan vereinbarten Projekte gebe es eine im Gesetz verankerte
Haftungsgarantie des Bundes.
Wann die ÖBB Infrastruktur Bau AG einen neuerlichen Zuschuss haben wird, darauf
wollte sich Huber nicht einlassen. Führende Manager im Konzern und die
Gewerkschaft sprechen von 2007, im Verkehrsministerium geht man von 2010 aus.
Laut Huber wird das auch davon abhängig, was nun tatsächlich gebaut wird. Die
Verhandlungen über eine Neugestaltung des Rahmenplans seien auf Hochtouren im
Laufen, so Huber.
Nach dem derzeitigen Plan wird die Bahn bis 2010 jährlich rund 1,4 Mrd. Euro in
Neubau investieren. Zuletzt hat der Bund von der Bahn zu Jahresbeginn 6 Mrd.
Euro Altschulden übernommen, 4 Mrd. Euro davon sind der ÖBB geblieben.
Mehr Aufklärung über die Finanzlage der ÖBB Bau AG könnte die künftige
Strategieplanung des Unternehmens geben. Laut Huber ist die Mittelfristplanung
der Bau AG ebenso wie jene der drei anderen neuen ÖBB-Aktiengesellschaften
(Personen- und Güterverkehr sowie Infrastruktur Betrieb), wie geplant, im
Februar fertig geworden. Die Holding sei derzeit dabei, die Strategien
aufeinander abzustimmen und auf Plausibilität zu prüfen. Die endgültige Planung
soll dem Aufsichtsrat dann Ende April vorgelegt werden.
Insgesamt zeigt sich der neue Bahn-Chef, seit November im Amt, mit der
Neustrukturierung aber schon jetzt zufrieden. Immerhin habe man entgegen anderer
Befürchtungen für sämtliche neuen Unternehmen eine Eröffnungsbilanz zu Stande
gebracht: "Es gibt keine Zahlungsverzüge, das Unternehmen ist liquid".
Laut Huber hat sich die neue Struktur im Gegenteil bewährt. "Das Werk
funktioniert gut. Das Unternehmen ist konsolidiert", meint er. Auch wenn der
Bahn-Chef "Kinderkrankheiten" etwa bei der Personaleinteilung auf Grund neuer
Arbeitszeitregelungen eingesteht - unterm Strich habe die Reform mehr
Transparenz gebracht und das Unternehmen "einen Schritt weiter weg von der
Politik" gerückt.
Gänzlich entpolitisiert sind die ÖBB selbst nach Meinung ihres Chef aber noch
lange nicht. "Die ÖBB wird nach wie vor von allen Parteien verwendet, um Politik
zu machen. Das muss sich ändern", verlangt Huber.
(Schluss) klm/wyl