Da schau’ her!
GdE-Vorsitzender Haberzettl: „Verträge sind einzuhalten“.
Ist schon interessant, wenn die GUG das Selbe fordert, dann werden wir als Querulanten und Verunsicherer abgestempelt. Offensichtlich gelten in der Gewerkschaft der Eisenbahner unterschiedliche Wahrnehmungen was die Einhaltung von Verträgen betrifft.
Aber bildet Euch doch selbst eine Meinung:
"Eisenbahner"-Leitartikel: Dienstrecht - Verträge sind einzuhalten!
Bei den ÖBB wird versucht, geltende Bestimmungen zu Beförderungen und Zeitüberstellungen zu umgehen. Die GdE rät von der Annahme von teils mit massiven Verschlechterungen gespickten "Zusatzverträgen" ab und verlangt die Einhaltung der ursprünglichen Regelungen.
Bisher bestanden
bei den ÖBB immer klare Regelungen: Beförderungen und Zeitüberstellungen waren
nach den Regeln in den Allgemeinen Vertragsbedingungen (AVB) der PPA GO
(Personalausgleich, Planstellenbesetzung, Administration Geschäftsordnung)
durchzuführen. Zur Erinnerung: Die Bundesregierung hatte 2003 versucht, mit
einem Dienstrechtsänderungsgesetz die rechtlichen Bestimmungen über
Beförderungen und Zeitüberstellungen zu kippen und die Gehälter der Eisenbahner
einzufrieren. Dank des entschlossenen Streiks der EisenbahnerInnen landete
dieses Gesetz aber im Papierkorb. Die dienstrechtlichen Regelungen in den AVB
der PPA GO sowie die übrigen dienstrechtlichen Bestimmungen haben deshalb nach
wie vor ihre Gültigkeit. Damit ist auch klargestellt, dass für KollegInnen, die
auf einem neuen Posten Verwendung gefunden haben oder die Voraussetzungen für
eine Zeitüberstellung erfüllen, auch in der neuen Unternehmensstruktur die AVB
der PPA GO gelten.
Über die Hintertür
Derzeit
entsteht jedoch der Eindruck, dass über diverse "Schlupflöcher" Versuche
unternommen werden, das damals geplante Dienstrechtsänderungsgesetz per
Beförderungsstopp über die Hintertür einzuführen. Es häufen sich nämlich
Anfragen bei den Betriebsräten und Rechtschutzansuchen bei der GdE, weil
KollegInnen Beförderungen, die ihrer lange ausgeübten Tätigkeit entsprechen,
nicht zugeteilt werden. Auch die Tatsache, dass nunmehr in den einzelnen
Unternehmen der ÖBB-Holding bereits zahlreiche Prozesse seitens der GdE anhängig
sind, hat nur zu einer leichten Besserung der untragbaren Situation geführt.
Oftmals wird den KollegInnen statt der ihnen zustehenden Beförderung oder
Zeitüberstellung gemäß AVB ein Zusatzvertrag zu ihrem bestehenden
AVB-Dienstvertrag angeboten. Diese Zusatzverträge, die die KollegInnen nur
deshalb unterzeichnen sollen, damit sie erhalten, was ihnen aufgrund ihres
Arbeitsvertrages ohnedies zusteht, beinhalten zahlreiche, teils extreme
Schlechterstellungen sowie nachteilige Vertragsbestimmungen. So sind manche
dieser Verträge befristet oder an die Ausübung bestimmter Tätigkeiten gebunden.
Pensionsnachteile
In vielen
Fällen soll die Aufzahlung nicht ruhegenussfähig gewährt werden. Dabei wird
vielfach die Falschmeldung verbreitet, das sei ohnedies irrelevant, da dies nach
der Pensionsharmonisierung so wie so bedeutungslos sei. Es wird dabei nicht
erwähnt, dass es bei der Durchrechnung für die Pension aber weiterhin darauf
ankommt, wie hoch das ruhegenussfähige Gehalt ist. In den drastischsten Fällen
wurde die höhere Bezahlung - ohne dass eine Beförderung durchgeführt wurde -
daran gebunden, dass KollegInnen auf Ihre Definitivstellung und bzw. oder ihre
Pensionsrechte verzichten.
Allen KollegInnen sei
deshalb empfohlen, sich von Androhungs- und Einschüchterungsversuchen nicht
beeindrucken zu lassen. Wir raten in aller Deutlichkeit davon ab, Angebote mit
massiven Verschlechterungen seitens des Unternehmens anzunehmen, nur um zu einer
ohnedies zustehenden Beförderung zu kommen.
"Unternehmensunkultur"
Neben
diesem rein arbeitsrechtlichen Blick gibt es bei dieser Thematik aber auch einen
moralischen und "unternehmenskulturellen" Aspekt: Seit dem Jahre 2003 tauchen
bei den dienstrechtlich relevanten Fragen immer wieder die gleichen Begriffe
auf: Nämlich jene, die vom "Experten der Bundesregierung", Prof. Mazal, geprägt
oder erfunden wurden. Nur mit dem Unterschied, dass diese Rufe nun aus der
Dienstleistungsgesellschaft (DLG) zu vernehmen sind. Das ist wahrlich eine
seltsame Geistesverwandtschaft! Es stellt sich deshalb die Frage, ob ein Manager
auf dem richtigen Sessel sitzt, wenn es ihm so schwer fällt, bestehende Verträge
zu akzeptieren. Statt Ressourcen für eine vernünftige Gestaltung des
Personalwesens im Bereich der Aus- und Weiterbildung sowie zur Schaffung
gerechter und transparenter Regeln für den Firmenwechsel innerhalb des
ÖBB-Konzerns zu nutzen, werden diese offenbar nur mehr dafür eingesetzt,
Überlegungen anzustellen, wie das geltende Dienstrecht umgangen werden kann -
das ist schlichtweg eine miese Vorgangsweise!
Es seien deshalb allen Manager im
ÖBB-Konzern die Worte von ÖBB-Vorstandssprecher Huber in Erinnerung gerufen, die
er vor seinem Antritt im Zusammenhang mit den Abfertigungszahlungen an den
ausgeschiedenen Ex-ÖBB-GD Vorm Walde öffentlich im ORF kundgetan hat: "Verträge
sind bindend und einzuhalten!" Wir halten uns an diese Worte und sind auch im
Fall Vorm Walde dazu gestanden. Das Gleiche fordern wir im Gegenzug aber auch
vom Management ein. Sollte sich nun ein Manager dazu berufen fühlen, diesen Satz
nur als hohle Phrase anzusehen, so ist es wohl besser, er nimmt gleich seinen
Hut!
Strategie???
Überschüttete sich vor einigen Monaten das Management wegen der von ihm neu
definierten Unternehmensstrategie (Welche eigentlich?) noch selbst Tonnenweise
mit Eigenlob, kommen nun die wahren Absichten der ÖBB-"Spitzenmanager" ans
Tageslicht. Im getrübten Schein des veröffentlichten negativen
Halbjahresergebnisses 2005 sollte man eigentlich annehmen können, dass sich die
hoch bezahlten ÖBB-Manager schleunigst mit der Entwicklung von
Marktanteilssteigernden und Kundenbindenden Strategien ernsthaft
auseinandersetzen. Aber weit gefehlt! Es kommt dafür wieder einmal ein
altbekannter und "anerzogener" Managerreflex zum Schlagen. Nämlich in solchen
Situationen blitzartig den Kopf zu verlieren und reflexartig willkürliche
Rundumschläge auf das Personal abzugeben. Dies geschieht derzeit wieder in der
Form von Angriffen auf das Dienstrecht und die Sozialleistungen. Und immer dann,
wenn Manager am ratlosesten erschein, beginnen sie auch von Partnersuche,
Ausgliederungen und Personalabbau zu fantasieren.
Erstarrtes Management
Die Gewerkschaft der Eisenbahner
wird sich jedenfalls gegen weitere Personalreduktionen und Leistungsrücknahmen
bei gleichzeitigen Fremdvergaben an Unternehmen außerhalb des ÖBB-Konzerns zu
wehren wissen. Insbesondere auch deswegen, weil das Management bei der letzten
Gehaltsrunde unterschrieben und ausdrücklich beteuert hat, dass Einsparungen
beim Personal keine Erhöhung der Ausgaben für Fremdleistungen nach sich ziehen
dürfen. Es stellt sich zudem die Frage, in welchen Unternehmensgefährdenden
Maßnahmen sich ein nach bereits kurzer Zeit zur Salzsäule erstarrtes,
unkreatives Management noch weiter versteigen wird. Ich rufe deshalb in
Erinnerung, dass die ÖBB ein Dienstleistungsunternehmen und kein produzierender
Betrieb sind. Der eine oder andere Manager und Politiker mag der Ansicht sein,
dass der Personenverkehr in den Regionen nicht mehr unbedingt das Kerngeschäft
der ÖBB ist. Die Realität spricht aber eine andere Sprache, denn gerade hier
liegt Potenzial brach, das ausgeschöpft werden könnte: Studien über sinkenden
Fahrgastzahlen im Regionalverkehr belegen nämlich, dass es nicht an Nachfrage
sondern an attraktiven Angeboten mangelt!