Fair-teilen = Um-fair-teilen
Wer den
Wirtschaftsseiten der Druckmedien ein Wenig Aufmerksamkeit schenkt, wird zu der
Auffassung gelangen, wirklich arm sind wir nicht gerade. Und trotzdem geht es
einen immer größeren Anteil der Bevölkerung finanziell immer schlechter. Oder
anders rum: Während wenige immer reicher werden, werden viele immer ärmer.
Dazu einige Fakten:
221.000 Menschen arbeiten mehr als 35 Stunden/Woche, erhalten aber nur ein
Einkommen unter der Armutsschwelle. Noch dramatischer ist aber, dass ca. 235.000
Haushalte, obwohl alle Haushaltsmitglieder Erwerbstätig sind, über ein Einkommen
verfügen, welches unter der Armutsschwelle liegt. Insgesamt leben mehr als eine
Million Menschen in Österreich in Armut, bzw. sind massiv armutsgefährdet.
Hunderttausende Menschen haben kein Geld für Kleidung, Medikamente, Möbel oder
Bildung. Und dies trotz dem Vorhandensein eines – noch – sozialen Netzes.
Das Geld genug da ist, beweist die Entwicklung in den Bereichen der Veranlagung,
der Lohnquote und auch der Steuerentwicklung.
Geldvermögen in Stiftungen:
1996 waren 600 Mio. Euro in Stiftungen geparkt, 1999 waren es bereits 35 Mrd.
Euro. 2005 werden es voraussichtlich 60 Mrd. Euro sein. Innerhalb eines knappen
Jahrzehnts hat sich also das Stiftungsvermögen verhundertfacht! (Für jene, die
noch in Schilling rechnen: Das sind mehr als 825 Milliarden Schilling!) Auf
dieses Vermögen gibt es kaum steuerliche Zugriffsmöglichkeiten. Dafür wurden
diese Stiftungen ja schließlich auch geschaffen – von einem sozialdemokratischen
Finanzminister unter eine SPÖ Regierung.
Damit der Staat seinen Aufgaben nachkommen kann, benötigt er Geld. Dieses holt
er sich in immer stärkerem Ausmaß von den ArbeitnehmerInnen in Form von Steuern.
Dies lässt sich an Hand der Steuerentwicklung sehr gut darstellen.
Vergleich Lohn- Unternehmenssteuern:
Zeitraum 1992 – 2005
Lohnsteuer: + 68 Prozent auf rd. 17 Mrd. Euro
Unternehmenssteuer: + 9 Prozent auf rd. 7 Mrd. Euro
Österreich ist bei den Einnahmen an Steuern von Vermögen internationales
Schlusslicht. Gerade einmal 1,2 Prozent tragen Vermögens- und Erbschaftssteuer
am gesamten Steueraufkommen bei. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, den
USA, ist der Prozentsatz zehnmal so hoch. Auch bei den Gewinnsteuern ist
Österreich mit 4,7 Prozent am Gesamtsteueraufkommen gegenüber den Unternehmen
mehr als sozial. EU Schnitt ist hier 8,6 Prozent, Luxemburg mit 19,4 Prozent
Spitzenreiter. Nicht, dass österreichische Unternehmen keine Gewinne
erwirtschaften können, sie bezahlen nur sehr wenig Steuer dafür. SPAR Österreich
fuhr 2002 einen Gewinn von 57 Millionen Euro ein, die Steuer betrug 7,6
Millionen oder 13,3 Prozent. Den Vogel schoss aber die Siemens AG ab. Gewinn
dieser Aktiengesellschaft 2002: 248 Millionen Euro. Steuer 17,1 Millionen Euro.
Der Steuersatz von 6,9 Prozent würde auch ArbeitnehmerInnen erfreuen.
Die Steuerpolitik der Regierung begünstigt die Umverteilung. Leider in die
falsche Richtung, nämlich von unten nach oben.
Diese Form der Umverteilung ist weiters signifikant in der Lohnentwicklung im
Vergleich zu Produktivität feststellbar.
Vergleich Produktivität – Bruttolöhne – Reallöhne:
Seit 1995 ist die Produktivität um fast 18 Prozent gestiegen. Die Bruttolöhne
nur um 3,3 Prozent (inflationsbereinigt). Real und netto, also nach Abzug von
Steuern und Abgaben hat ein/e Arbeitnehmer/in in den vergangenen zehn Jahren um
0,5 Prozent mehr im Geldbörsel.
Kein Wunder, sank doch die Lohnquote in den letzten 5 Jahren um fast 3 Prozent!
Wer sich angesichts der hier dargelegten Zahlen noch wundert, dass die
Binnennachfrage Jahr für Jahr geringer wird, der wird sich auch darüber wundern,
wenn es im Winter schneit!
Zeit zu verteilen – von oben nach unten!
Hedenig Anton
AUGE/UG Kammerrat der AK-Burgenland