Misstrauensantrag gegen Gorbach
APA Meldung
APA0298 5 II 0396 CI 20.Dez 05
Verkehr/Parlament/Nationalrat/Grüne/BZÖ/Gorbach
Grün-Oranges Streiten um Gorbachs Politik setzt sich fort
Utl.: Van der Bellen hat "Nase
voll vom Unfug" Gorbachs - BZÖ sieht parteipolitische "Beschädigungskampagne" =
Wien (APA) - Der Schlagabtausch zwischen Grünen und BZÖ wegen der Politik von
Vizekanzler Hubert Gorbach (B) hat sich am Dienstag fortgesetzt. Die Grünen
werfen dem Verkehrsminister Unfähigkeit und "Verschwendungssucht" vor und werden
bei der morgigen Nationalrats-Sitzung ein "Weihnachtspaket" in Form eines
Misstrauensantrages einbringen. Das BZÖ sieht darin nur eine
"Beschädigungskampagne", die parteipolitisch motiviert und auf die Erfolge
Gorbachs zurückzuführen sei.
"Wir haben die Nase voll vom Unfug und den Kindereien", die Gorbach biete, sagte
Grünen-Chef Alexander Van der Bellen bei einer Pressekonferenz. Die Forderung
nach Tempo 160 auf manchen Autobahn-Abschnitten sowie die Bestrebungen des
Gorbach-Büros, Blaulicht für den Dienstwagen des Vizekanzlers zu bekommen, sind
für Van der Bellen "nur die Spitze des Eisbergs". Dem Minister fehle "jede
Sensibilität".
Die Grüne Verkehrssprecherin Gabriela Moser präzisierte die Kritik. Österreich
lege ohnehin schon wenig Wert auf Verkehrssicherheit, Tempo 160 werde den
"Blutzoll" noch erhöhen.
Außerdem höhle Gorbach die Bahn aus, versage beim Klimaschutz und habe durch die
jüngste EU-Wegekostenrichtlinie ein "Transitdebakel" zu verantworten.
Sozialsprecher Karl Öllinger warf dem Vizekanzler zusätzlich noch
"Verschwendungssucht" vor. Gorbach sei der "Minister für Prunk und Protz". Er
habe die höchsten Reisekosten und ein aufgeblähtes Kabinett. Im Jahr 2000 hätten
die Kosten für die Ministersekretäre im Verkehrsressort noch rund 915.000 Euro
betragen, nun bereits ca. zwei Millionen Euro pro Jahr.
BZÖ-Sprecher Uwe Scheuch und BZÖ-Verkehrssprecher Klaus Wittauer rückten bei
einer eigenen Pressekonferenz zur Verteidigung Gorbachs aus. Die Grünen würden
ein "parteipolitisches Gericht" veranstalten, sagte Scheuch. Gorbach sei der
"beste Verkehrsminister seit langem", ergänzte Wittauer.
Die Zahl der Verkehrstoten sei unter Gorbach deutlich gesunken und liege heuer
neuerlich klar unter dem Vorjahreswert. Den angekündigten Misstrauensantrag
greife man gerne auf, um deutlich zu machen, was Gorbach geleistet habe, sagte
Wittauer. Eigentlich müsse man dem Minister für seine Verdienste sogar einen
Orden verleihen, meinte der BZÖ-Politiker. Das schlug übrigens auch Van der
Bellen vor. Er möchte Gorbach aber für einen "Faschingsorden" vorschlagen.
Eine Mehrheit für den Misstrauensantrag erwarten sich übrigens selbst die Grünen
nicht. Eine geschlossene Unterstützung von Seiten der Regierungsparteien
erwartet wiederum Scheuch nicht. Die beiden FPÖ-Abgeordneten Barbara Rosenkranz
und Reinhard Bösch hätten zuletzt "Fundamentalopposition" betrieben, begründete
er. Morgen müssten sie sich entscheiden, ob sie die FPÖ-Forderung nach Tempo 160
über Borden werfen oder vom Oppositionskurs abweichen.
(Schluss) og/lm