Nicht weniger – wir brauchen mehr Staat!
Wenn Lingens im Profil meint, dass
wir getrost den Kaufleuten Europa überlassen sollen, dann fordert er eine
Zukunft, die in Wirklichkeit schon längst Realität ist.
Bittere Realität wohlgemerkt.
Die Neoliberale Politik der vergangenen Jahre und ihre Repräsentanten, agieren
schon lange als Handlanger des nationalen und internationalen Finanzkapitals.
Entscheidungen werden schon lange nicht mehr in den Institutionen der
Legislative getroffen. Sie werden heute in den Konzernzentralen der
Internationalen Oligarchie gefällt. Die politischen Mandatare dienen nur mehr
dazu, diese umzusetzen und dem eigenen Souverän diese so zu verkaufen, dass
diese glauben, sie seien gut für sie. Das Gegenteil ist der Fall! „Geht es der
Wirtschaft gut, geht es uns allen gut“, so eine der Losungen mit der die
konservativen Handlanger die Arbeitnehmerschaft für dumm verkaufen wollen. Und
sie erfüllen über kurz oder lang alle ihre Forderungen. Lockerung des
Kündigungsschutzes, kein Problem, länger Arbeitszeiten – ohne Abgeltung versteht
sich – in Vorbereitung. Steuern auf Unternehmensgewinne senken – schon
durchgeführt. Körperschaftsteuer herunter – schon passiert. Und die Politik tut
noch mehr, wenn es darum geht ihren „Freunden der Wirtschaft“ mittels kreativer
Steuergesetze unter die Arme zu greifen.
Und wo bitte bleiben wir?
Wenn Franz Müntefering, seines Zeichens SPD-Parteivorsitzender, plötzlich mit
Kapitalismuskritik für Aufregung im deutschen Blätterwald sorgt, dann vergisst
er darauf hinzuweisen, dass sein Bundeskanzler als „Genosse der Bosse“ in die
Geschichte eingehen wird. Und es war seine Partei und deren Politik, die unserem
Schüssel erst aufgezeigt hat, wie weit man gehen kann. Und viele applaudieren
dieser unsozialen, menschenverachtenden Politik. Aus den eigenen Reihen,
versteht sich.
Interessant auch, dass die eigene Interessenvertretung, sprich der ÖGB, sich
lieber mit Fusionsgeschichten und anderen „wichtigen“ Themen auseinandersetzt,
statt diese Bundesregierung unter Dauerfeuer zu nehmen. Aber wahrscheinlich
fällt es den „domeszitierten“ unter den Funktionären schon noch etwas schwer,
untertags die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner, abends dann die
Happy-Pepi-G`schichten bei den Wiener Nobelheurigen unter ihrem Hut zu bringen.
Das wir unter diesen Umständen auf der Strecke bleiben, wird wohl als
Kollataralschaden hingenommen