Streit um ÖBB-Gehälter geht
weiter - 15 Klagen, 300 Beschwerden
APA0083 5 WI 0342 II 05.Mai 05
Verkehr/Bahn/ÖBB/Arbeit/Einkommen/Recht
Streit um ÖBB-Gehälter geht weiter - 15 Klagen, 300 Beschwerden
Utl.: Haberzettl sieht nach wie vor Fehlverrechnung bei Zulagen -
ÖBB-Führung spricht von reinen Fehlinterpretationen - Gehaltszettel soll deshalb
jetzt vereinfacht werden
Wien (APA) - Der Streit um Gehaltsauszahlungen bei den ÖBB geht weiter.
Gespräche zwischen Vorstand und Gewerkschaft haben diese Woche keine Einigung
gebracht. Die Gewerkschaft bleibt dabei, dass Überstunden und Zulagen nicht
korrekt abgerechnet würden. Mittlerweile gebe es im ÖBB-Konzern neun
verschiedene Auslegungen der seit Dezember 2004 geltenden neuen
Arbeitszeitbestimmungen, sagte Eisenbahner-Gewerkschaftschef Wilhelm Haberzettl
am Donnerstag zur APA. Die Unternehmensführung weist die Vorwürfe zurück. Die
Gewerkschaft hat mittlerweile 15 Klagen eingebracht. Diese sollen nun Klarheit
bringen.
Bisher hätten sich rund 300 Mitarbeiter bei der Gewerkschaft gemeldet.
Tatsächlich dürften aber bei weit mehr Eisenbahnern die Gehälter falsch
abgerechnet worden seien, glaubt Haberzettl.
Der Chef der ÖBB-Personalgesellschaft (DLG), Franz Nigl, betont, dass alle
Gehaltsabrechnungen korrekt erfolgt seien. "Die ÖBB haben sicher kein Geld
unterschlagen. Was geleistet wird, wird bezahlt", sagte Nigl zur APA.
Fehlberechnungen von Jänner und Februar seien im März aufgerollt worden.
Das Problem dabei: Diese Nachverrechnungen seien für die Betroffenen im
Gehaltszettel nicht klar ersichtlich gewesen. Der Gehaltszettel werde daher
jetzt neugestaltet werden. Bis dies abgeschlossen sei, werde das Unternehmen
eine Informations-Hotline für die Mitarbeiter einrichten. "Wir werden jeden Fall
aufklären", so Nigl.
Haberzettl meint dagegen, dass die Probleme nicht bei der Abrechnung in der DLG
sondern bereits in der Übermittlung der Stundenleistungen aus den einzelnen
neuen Teilunternehmen entstanden seien. Früher habe es nur eine
Überstundenzulage gegeben. Seitdem nun das herkömmliche Arbeitszeitgesetz gelte,
gebe es nun aber auch in den ÖBB unterschiedliche Tag-, Nacht- und
Wochenendzulagen. Viele Dienststellen hätten dies aber bei der Erfassung nicht
unterschieden.
Außerdem habe ein Mitarbeiter auch ein Recht auf einen Änderungszuschlag, wenn
sein Dienstplan weniger als 14 Tage vor Dienstantritt noch einmal geändert
werde. Dieser Zuschlag sei ebenfalls oft nicht korrekt abgerechnet worden,
behauptet der Gewerkschaftschef.
Pro Jahr fallen bei den ÖBB rund 5 bis 6 Millionen Überstunden an vor allem bei
Lokführern, Zugbegleitern und Schichtdienstmitarbeitern in der ÖBB Infrastruktur
Betriebs AG. In Summe sind das laut Gewerkschaft rund 15.000 Eisenbahner. Im
April hatte die Gewerkschaft noch "mit tausenden Klagen" gedroht. Null soll die
Gesetzesauslegung anhand von Musterprozessen geklärt werden.
(Schluss) klm/wyk