Endstation für neun Nebenbahnen

Nach einem Konzept von Ende Jänner sollen nur noch neun statt ur­sprünglich elf Personen­verkehrs-Strecken durch Busse ersetzt werden Wien - Die ÖBB arbeiten hinter den Kulissen weiter an ihren Plänen zur Einstellung einer Reihe von Nebenbahnen. Nach einem Konzept von Ende Jänner sollen nun aber nur noch neun statt ursprünglich elf Personenverkehrsstrecken durch Busse ersetzt werden. Nicht mehr auf der Liste ist vor allem die niederösterreichische Kamptalbahn. Am Verkauf sieben weiterer touristisch verwertbarer Neben- oder Schmalspurbahnen - etwa der Mariazeller- und der Schneebergbahn - an die Bundesländer oder private Betreiber halten die ÖBB aber fest. Wirksam werden sollen die Änderungen teilweise mit 2008, teilweise 2009.

Kritik an den Plänen kommt von den Grünen. Verkehrssprecherin Gabriele Moser spricht nach wie vor von einer "Einstellungsorgie" der ÖBB ausgerechnet in Zeiten des nötigen Klimaschutzes. Die Einsparungen stünden dabei in keinem Verhältnis. Der noch vom früheren Finanzminister Karl-Heinz Grasser angegebene Zielhorizont von 20 Mio. Euro pro Jahr werde "nur dadurch erreicht, wenn eventuell künftige Investitionen auf diesen Strecken eingerechnet würden", kritisierte Moser.

"Waldviertelbus"

Hauptbetroffen ist nach wie vor Niederösterreich und da konkret vor allem das nördliche Waldviertel und der Raum südlich von St. Pölten. Drei weitere Verbindungen, die durch Busse ersetzt werden sollen liegen in Oberösterreich. In Summe sollen nach den jetzigen Plänen vom derzeit noch 2.260 Kilometer langen Nebenbahnnetz 332 Kilometer eingestellt und 293 Kilometer verkauft werden. Für das Ersatzkonzept mit Bussen planen die ÖBB jährliche Ausgaben von 2,7 Mio. Euro - 1,3 Mio. Euro davon für einen neuen "Waldviertelbus".

ÖBB-Chef Martin Huber hatte zuletzt argumentiert, dass der Bus-Betrieb nicht nur kostengünstiger, sondern auch qualitativer hochwertiger sei. Während der Bahnhof oft weit außerhalb des Ortszentrums halte, könne der Bus gleich mehrere Punkte direkt im Ort anfahren. Was die Schmalspurbahnen betrifft, sind die ÖBB der Ansicht, "dass eine Strecke mit regionalen Bindungen und touristischem Charakter, sowie den spezifischen Einzigartigkeiten (z.B. Nostalgieverkehr) durch eine regionale, gesamthafte Verantwortung zielgerichtet betrieben werden kann". Die Strecken sollen womöglich um einen "symbolischen Preisen" verkauft werden.

Auch im jetzigen Konzept heißt es allerdings: "Das präliminierte Ziel 20 Mio. Euro pro Jahr einsparen zu wollen, ist auch mit nachhaltigen, restriktiven Einstellungs-/Abtretungsmaßnahmen nicht annähernd möglich, sondern nur, wenn die vermeidbaren Investitionen mit berücksichtigt werden." Insgesamt kommen die ÖBB jährlich im Durchschnitt 21,45 Mio. Euro Kostenreduktion. Davon entfallen allerdings etwa 11,8 Mio. Euro auf künftige Baukosten. Der Schienen-, Personen- und Güterverkehrsbetrieb auf den Strecken, die eingestellt werden sollen, kostet alleine etwa 9,6 Mio. Euro.

Keine Stellungnahme

Verkehrsminister Werner Faymann (SP) war erst am Mittwoch zu Infrastrukturgesprächen bei Niederösterreichs Landeshauptmann Josef Pröll (VP) gewesen. Das Thema Regionalbahnen wurde dabei allerdings vertagt. Darüber wolle er mit Pröll "in aller Ruhe" besprechen, sagte der Verkehrsminister nach dem Treffen. Bei den ÖBB wollte man am Donnerstag zur laufenden Planung keine Stellung nehmen. "Die Gespräche sind noch im laufen. Das Ergebnis steht noch nicht fest", so ein. (APA)