Faymann: Infrastrukturprojekte nicht vernachlässigbar, wenn es um die Zukunft des Landes geht
Utl.: Präsentation des Buches "Verhinderte und verzögerte Infrastrukturprojekte" - Kosten und Konsequenzen für Österreich
Wien (SK) - "Wir liegen mit unserer
Infrastruktur zwar im Europavergleich im oberen Feld, wenn man sich aber an den
Besten orientiert, haben wir Nachholbedarf", zog SPÖ-Infrastrukturminister
Werner Faymann den Vergleich mit der Schweiz bei einer Pressekonferenz am
Dienstag. Das in diesem Rahmen von Faymann, dem Unternehmer Hannes Androsch und
dem Aufsichtsratsvorsitzenden der ÖBB Horst Pöchhacker präsentierte Buch
"Verhinderte und verzögerte Infrastrukturprojekte" beschäftigt sich mit den
Folgen und Ursachen von nicht umgesetzten Infrastrukturprojekten in den letzten
Jahrzehnten in Österreich.
"Die Schweiz hat zwei Drittel ihrer Waren auf der Schiene, Österreich nur ein
Drittel", so Faymann zu dem eindrucksvollen Beispiel, das Hannes Androsch im
Vorwort zu dem Buch liefert. Das Buch greift eine umfassende Vielfalt an
wichtigen Themen auf, und illustriert anhand einiger konkreter Beispiele wie dem
Semmering-Basistunnel, der Enns nahen Trasse und der 380 kV-Leitung in der
Steiermark die Defizite in der österreichischen Infrastrukturpolitik. Die
Infrastruktur werde oft unterschätzt, weil es sich um Projekte handle, die viel
Zeit in Anspruch nehmen und daher nicht für die tagespolitischen Diskussionen
geeignet seien, legte Faymann dar. Daher gäbe es "oft nur eine bestimmte Gruppe,
die sich für eine Investition einsetzt, weil sie immer ein Anderer eröffnet", so
Faymann, "wichtig ist aber, dass sie für die nächste Generation eröffnet
werden." Persönlich bedauere er besonders den mangelnden Ausbau der Schiene.
Zwtl.: Androsch: Infrastruktur entscheidend für erfolgreiche Wirtschaft
"Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt", so Hannes Androsch zu
der Schwierigkeit einer effizienten Infrastrukturpolitik. Infrastruktur sei die
Grundlage und Voraussetzung für eine erfolgreiche Wirtschaft und "uns fehlt noch
ein gutes Stück des Weges". Viele Möglichkeiten seien in der Vergangenheit nicht
genutzt worden, obwohl das Geld da gewesen wäre. Dies habe auch viele Nachteile
am Arbeitsmarkt gebracht. Man müsse das Tempo der Umsetzung erhöhen, denn "schon
Stillstand ist ein Rückschritt, aber Verhinderung ist noch schlimmer". In der
neuen Bundesregierung habe - personifiziert durch Minister Faymann - die
Infrastruktur Priorität bekommen. "Wenigstens in dem Bereich des Verkehrs wird
das Tempo der Umsetzung deutlich erhöht."
Zwtl.: Pöchhacker: Verkehr Riesenchance für Wachstum und Beschäftigung
Pöchhacker sieht im Verkehr eine "Riesenchance", um das Wachstum und die
Beschäftigung zu sichern. Die Politik habe vor einigen Jahren gesagt, es sei
alles getan, aber es gebe nun Veränderungen, wo man investieren müsse. Er nannte
in diesem Zusammenhang die Osterweiterung, die Globalisierung und den
Klimawandel. Die "Aktionen der Verhinderer" der vergangenen Jahre seien aber
auch deutlich sichtbar. "Veränderungsunwilligkeit gibt es überall, dazu gibt es
private und Einzelinteressen, in der ökologischen Sache wird nicht immer
summiert, sondern lieber ein Baum geschützt, als die größeren Auswirkungen
betrachtet. Die Länder sind oft froh, wenn nichts passiert, weil ihre Kassen
leer sind und es falsche Programme gab in umfassender Zahl", so Pöchhacker. Nach
zwei Jahrzehnten, die vom rein betriebswirtschaftlichen Handeln geprägt waren,
müsse es wieder einen stärkeren Diskurs mit der "volkswirtschaftlichen Sache"
geben.
Auch im Energiebereich und Hochwasserschutz sieht Pöchhacker Nachholbedarf.
Lobende Worte fand er für Faymann, der endlich die nötige Öffentlichkeitsarbeit
betreibe, um die positiven Effekte von Infrastrukturprojekten hervorzuheben.
(Schluss) pm