Lokführermangel
Fußball-Europameisterschaft. Es fehlen Waggons und Lokführer.
Während der Fußball-Europameisterschaft im Juni
nächsten Jahres sollen in Summe zusätzlich 1.500 Züge, davon 1.000 allein im
Großraum Wien, die Schlachtenbummler zu und von den rotweißroten
Veranstaltungsorten Wien, Klagenfurt, Salzburg und Innsbruck fahren. ÖBB-Chef
Martin Huber will mindestens die Hälfte der Fans - rund 1,5 Millionen mit
Sonderaktionen auf die Schiene bringen.
Mit diesbezüglichen Kapazitäts- und Personalengpässen rechnet allerdings
Eisenbahngewerkschafter Wilhelm Haberzettl. In einem Interview mit der
Tageszeitung Kurier erklärt Haberzettl: "Im heurigen Sommer sind schon der eine
oder andere Regionalzug ausgefallen, weil es einfach keinen Lokführer mehr
gegeben hat." Dem zufolge sollen die ÖBB derzeit alleine in der Ostregion 240
Lokführer zu wenig haben.
ÖBB-Konzernsprecher Alfred Ruhaltinger wies dies jedoch zurück. Von einem akuten
Lokführer-Mangel könne keine Rede sein. Zu Ausfällen kam es wenn dann nicht weil
Personalknappheit bestehe, sondern nur auf Grund unvorhergesehener betrieblicher
Verzögerungen etwa wegen Unwettern oder wie zuletzt auf Grund von Streiks in
Deutschland. Mehr Lokführer bräuchten die ÖBB nur deshalb, weil neue Züge dazu
kämen. Das Ausbildungsprogramm sei dafür erweitert worden. Derzeit seien etwa
hundert neue Lokführer in Ausbildung, so Ruhaltinger.
Haberzettl dagegen erklärte, die bahninterne Ausbildung gehe zu langsam, um die
Lücke rasch zu schließen. Durch den rigorosen Personalabbau der vergangenen
Jahre seien die Ausbildungs-Kapazitäten stark reduziert worden. Die ÖBB hätten
"einfach zu wenige Ausbilder", so Haberzettl. Angesichts der langen
Ausbildungszeit sei das Auffüllen der personellen Lücke bis zur EURO 2008 kaum
möglich. Lokführer von benachbarten Bahnen auszuleihen, sei kaum möglich. Die
deutsche Bahn habe selbst zu wenige, mit Personal aus den osteuropäischen
Nachbarländern gebe es meist Sprachprobleme. Ebenfalls Mangelware seien
Zugbegleiter und Fahrdienstleiter.
Knapp werden dürfte es auch beim rollenden Material. Die ÖBB brauchen mindestes
25 komplette Zug-Garnituren zusätzlich und Waggons sind in ganz Europa
Mangelware.
Das ÖBB-Management dagegen versicherte, dass man zur Europameisterschaft
genügend Lokführer und Zugbegleiter haben werde. Auch Bedenken über einen Mangel
an Waggons zur Euro 2008 wies der Konzernsprecher zurück. Sowohl das notwendige
Wagenmaterial als auch die Loks würden beim Service vorgezogen. Dadurch würden
alleine aus dem Eigenbestand 250 zusätzliche Waggons verfügbar sein. 50 weitere
Waggons kämen von der Deutschen Bahn. Das sei "so gut wie fixiert", so
Ruhaltinger.