ÖBB-Zug für Goldmann fährt ab

Golden Handshake für die Managerin in aller Stille

Wien - Was im Juli 2006 an öffentlicher Aufregung und politischem Widerstand gescheitert war, könnte dieser Tage in aller Stille über die Bühne gehen: Die Entfernung von Wilhelmine Goldmann von ihrem bis 2009 laufenden Vorstandsmandat in der ÖBB-Personenverkehr AG.

Wie der STANDARD aus Kapitalvertreter-Kreisen der ÖBB-Absatztochter erfuhr, hat sich die ÖBB-Führung mit ihrem Eigentümer Infrastrukturministerium darauf verständigt, den Vertrag mit Goldmann einvernehmlich aufzulösen und sich mittels Golden Handshake von der Nahverkehrschefin und ehemaligen Postbus-Chefin zu trennen. Als Indiz für diesen Plan werten Aufsichtsratsmitglieder den in der Vorwoche überraschend gefassten Aufsichtsratsbeschluss, das - ursprünglich mit Ende April 2007 limitierte - Vorstandsmandat von ÖBB-Holding-Finanzchef Erich Söllinger bis Oktober weiter zu verlängern.

Da Goldmann selbst als ausgewiesene Finanzexpertin gilt, scheint ihre Rückkehr in die Funktion des Finanzvorstands mit der prolongierten Doppelfunktion Söllingers ausgeschlossen. Die ÖBB-Holding-Führung wollte am Montag zu derartigen Plänen keine Stellungnahme abgeben. Dem Vernehmen nach fand am Montag bereits ein entsprechendes Gespräch zwischen Vorstandssprecher Martin Huber und Goldmann statt. Anders als im Juli 2006 ging es dabei aber nicht um Goldmanns "unehrenhafte" Entlassung, sondern um ihre Abfertigung mit allen Ansprüchen.

Zur Erinnerung: 2006 wollte der Personenverkehr-Aufsichtsrat unter seinem Präsident, dem Unternehmensberater Fredmund Malik, genau das vermeiden, man versuchte den Abgang "wegen missbräuchlicher Verwendung betrieblicher Mittel für nicht-betriebliche Zwecke"zu erzwingen. Nicht-betrieblich bedeutete die Verwendung von Büroinfrastruktur (samt Postporto) für den gemeinnützigen Verein Opernwerkstatt. Die Folge war eine Verwarnung Goldmanns, welche diese unter Protest zur Kenntnis nahm. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.03.2007)