Unabhängige Gewerkschafter mit Reformplänen wenig zufrieden
Utl.: Gegenstimmen bei Strukturreform angekündigt - Forderung nach mehr Mitsprache
Wien (APA) - Ganz und gar nicht
zufrieden haben sich am Freitag die Unabhängigen Gewerkschafter (UG) mit den
Reformplänen des
Gewerkschaftsbundes gezeigt. So werde es beim Bundeskongress am Montag sicher
einige Gegenstimmen zur Statutenänderung geben, sagte Vorsitzende Lisa Langbein
bei einer Pressekonferenz. So bleibe es nach wie vor leichter, für das Amt des
Bundespräsidenten zu
kandidieren, als für das des ÖGB-Chefs.
"Kosmetik oder Aufbruch?", lautete dementsprechend die Frage von Langbein,
Vorsitzende der Unabhängigen Gewerkschafter, zu den
Reformplänen. Grundsätzlich zufrieden zeigte man sich mit den im Reformantrag
angekündigten Zielen: "Das sind sehr schöne Texte -
allerdings als Absichtserklärung." In der "Hardware", also dem Antrag zur
Statutenänderung, erkennt Langbein allerdings "keine wesentlichen Fortschritte".
Nach wie vor gebe es kaum Mitbestimmungsrechte für Mitglieder. Positiv sei
anzumerken, dass Kontrollfunktionen nicht mehr von der Mehrheitsfraktion
durchgeführt werden dürften, ebenso wie die festgelegte Frauenquote.
"Wesentliche Dinge fehlen", meinte auch UG-Bundessekretärin Klaudia Paiha.
Minderheitenrechte, etwa für Migranten, seien in den
Statuten gar nicht verankert, noch hoffe man aber auf einen Prozess oder
zumindest gute Absicht. Die Funktionsperioden des ÖGB-Chefs, so Paiha, sollten
beschränkt sein. Dann sehe es auch nicht wie persönliches Versagen aus, wenn
dieser nicht wiedergewählt werde. Eine weitere Forderung: Abstimmungsteilnahme
für Mitglieder vor Kollektivvertrags-Runden.
Reinhart Sellner aus dem Vorsitzteam der UGöD kritisierte erneut GöD-Chef Fritz
Neugebauer. Es sei nicht vereinbar, dass dieser bei
Koalitionsverhandlungen sei, während der Gewerkschaftstag der GöD im Laufen sei.
"Die zentrale Weichenstellung in der Gewerkschaft wird vom Vorsitzenden gar
nicht wahrgenommen", so Sellner. Er forderte eine klare Regelung zur
Unvereinbarkeit dieser beiden Funktionen.
Markus Koza, UG-Vertreter im ÖGB, wies auf die "fehlende Neudefinition der Rolle
des ÖGB in der Sozialpartnerschaft" hin. Eine wesentliche Forderung bei der
Mitgliederbefragung sei nämlich eine höhere Konfliktbereitschaft der
Gewerkschaften gewesen. Stattdessen sei im Rahmen der Regierungsverhandlung
ausgearbeiteten Sozialpartnerpapier die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und
die
Aufweichung des Lehrlingsschutzes zu finden. Auch hier sollte es zu mehr
Mitsprache kommen. Koza: "Der ÖGB sollte Arbeitnehmerinteressen nicht nur für
Mitglieder, sondern auch mit ihnen vertreten."
(Schluss) cts/jep
APA280 2007-01-19/11:36
191136 Jän 07