"Die Arbeitszeitflexibilisierung ist da - wo bleibt die Arbeitszeitverkürzung?"
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AUGE/UG: "Die Arbeitszeitflexibilisierung ist da - wo bleibt die
Arbeitszeitverkürzung?"
Utl.: Kritik der Alternativen und Grünen GewerkschafterInnen an Sozialpartnereinigung zu Arbeitszeiten: "Ziel Vollbeschäftigung einmal mehr konterkariert!
"Wien (OTS) - Auf weitgehende Ablehnung stösst
die Sozialpartnereinigung zur Arbeitszeit bei den Alternativen und Grünen
GewerkschafterInnen. "Mit der möglichen Ausweitung von Überstundenarbeit im
Ausmass von 12 Stunden täglich, 60 Stunden wöchentlich von 12 auf bis zu 24
Wochen im Jahr steigt der Druck auf die einzelnen Beschäftigten länger und mehr
zu arbeiten. Das geht auf Kosten von Gesundheit, Freizeit und Lebensqualität der
Beschäftigten.
Dadurch werden auch keinerlei Anreize geschaffen, neue Jobs in den Betrieben zu
schaffen. Und das konterkariert klar das Ziel der Vollbeschäftigung und
widerspricht auch allen bisherigen Gewerkschaftsbeschlüssen,
Arbeitszeitflexibilisierung gegen Arbeitszeitverkürzung abzutauschen - was
tatsächlich zu mehr Arbeitsplätzen führen würde," kritisiert Markus Koza,
Bundessekretär der Alternativen und Grünen GewerkschafterInnen (AUGE/UG) und
Vertreter der Unabhängigen GewerkschafterInnen (UG) im OeGB Bundesvorstand die
heute präsentierte Sozialpartnereinigung.
Kritik an Öffnung von Einzelvereinbarungen und Stärkung der betrieblichen Ebene
Auf besondere Kritik stösst die Möglichkeit, die wöchentlichen
Hoechstarbeitszeiten (12/60) in Betrieben ohne Betriebsrat auch in schriftlichen
Einzelvereinbarungen zu verankern: "Damit wird der Druck auf einzelne
ArbeitnehmerInnen, noch mehr Überstundenarbeit abzuleisten, erhöht. Aufgrund der
kleinunternehmerischen Wirtschaftsstruktur hat die Mehrzahl der Betriebe keine
BetriebsrätInnen. Damit nimmt die von den Gewerkschaften stets kritisch
beurteilte Verbetrieblichung der Arbeitszeitpolitik immer konkretere Formen an.
Dabei sind die österreichischen ArbeitnehmerInnen schon heute
EU-Überstundenmeister, arbeiten Vollzeitbeschäftigte bereits durchschnittlich
44,1 Stunden wöchentlich. 'Arbeitsmedizinische Unbedenklichkeit' als
Voraussetzung ist dabei ein durchaus schwammiger Begriff, angesichts der
arbeitsmarktpolitischen Realitäten, wo die Angst vor dem Verlust des
Arbeitsplatzes bei vielen Beschäftigten dominiert wird dieser wohl sehr weit
ausgelegt werden," so Koza weiter.
Mehrstundenzuschläge bei Teilzeitarbeit - richtiger Schritt aber zu wenig
Prinzipiell begrüsst wird die Mehrstundenzuschlagsregelung für
Teilzeitbeschäftigte. "Der Zuschlag von 25 % kann allerdings nur ein erster
Schritt sein. Mittelfristig müssen Mehrstunden bei Teilzeitbeschäftigten wie
Überstunden behandelt werden, um die flexibel eingesetzte Teilzeitarbeit
tatsächlich einzuschränken und zu verteuern und damit die Zerlegung von
Vollzeitarbeitsplätzen im billigere Teilzeitjobs einzudämmen," fordern die
Alternativen und Grünen GewerkschafterInnen.
"Vom Ziel einer gerechteren Verteilung von Arbeit über eine umfassende
Arbeitszeitverkürzung, über den Abbau von Überstundenarbeit sind wir jedenfalls
wieder einmal mehr entfernt. Die Stärkung der betrieblichen Ebene für
Arbeitszeitregelungen wird dagegen den Druck auf die Belegschaften noch einmal
erhöhen, insbesondere, wenn es keine starken BetriebsraetInnen gibt. Weiteren
Flexibilisierungsmassnahmen sind damit Tür und Tor geöffnet. Dass die
Arbeitgeberseite sich begeistert zeigt, ist kein Wunder. Von einer win-win
Situation für beide Seiten zu sprechen erscheint uns in diesem Zusammenhang
geradezu grotesk," schließt Koza.
Rückfragehinweis:
Alternative und Grüne GewerkschafterInnen
Markus Koza, Bundesekretär, Tel: 0676/951 27 82
Internet: http://www.auge.or.at