Der Krankenakt ÖBB: Bahninterne Papiere belasten Klugar und Haberzettl schwer
Manager und Betriebsräte waren voll informiert - Fast alle Gesellschaften lieferten bereitwillig Daten
Eine Eingabe des früheren ÖBB-Personalchefs beim Staatsanwalt belastet General Klugar und Gewerkschaftsboss Haberzettl schwer.
Dass die Grünen in der ÖBB-Krankendatenaffäre die Staatsanwaltschaft
eingeschalten haben, ist nicht nur für den Ex-Personalchef Franz Nigl ein
Problem, sondern mehr noch für die Eisenbahnergewerkschafter und General Peter
Klugar (im Bild). Denn die hatten behauptet, nichts von den Vorgängen
gewusst zu haben.
Bereitwillige Datenlieferung
Wie das Magazin FORMAT berichtet, hat Nigl jetzt jedoch zu seiner Verteidigung
über seinen Anwalt eine Eingabe bei der Staatsanwaltschaft gemacht – samt einem
dicken Stapel interner Papiere, die das Gegenteil beweisen. Dem Material liegen
Datenblätter bei, so genannte „Entscheidungsgrundlagen für Personalmaßnahmen”,
die vor einer Beförderung (plus Gehaltserhöhung) angelegt wurden und
Informationen über Krankenstandstage samt Gründen enthalten. Die Daten wurden
von allen ÖBB-Gesellschaften mit Ausnahme der Rail Cargo bereitwillig geliefert.
Laut FORMAT finden sich darauf die Unterschriften zahlreicher ÖBB-Vorstände,
auch die von Klugar.
Gewerkschafter voll informiert
Auch Gewerkschaftsbosse wie Wilhelm Haberzettl und Gottfried Winkler haben
solche Datenblätter unterschrieben. Weder Manager noch Betriebsräte können also
noch behaupten, nicht gewusst zu haben, dass diese Daten erhoben und erfasst
wurden. FORMAT liegt sogar eine E-Mail aus dem Büro Haberzettl vor, in dem die
Daten eines Krebspatienten an Nigl übermittelt werden. Auch die kritisierten
Rückkehrgespräche nach Krankenständen zur Ergründung der Ursachen wurden im
Rahmen des Abwesenheitsmanagements schon 2001 eingeführt, wie aus den FORMAT
vorliegenden Unterlagen klar hervorgeht. Nigl kam erst 2004. Peter Klugar tat
sich in seinen früheren ÖBB-Funktionen bei diesem Thema besonders hervor, wie
zum Beispiel sein Vorwort zum „Leitfaden Abwesenheitsmanagement” verdeutlicht.
Praktiken aus der Prä-Nigl-Ära
Franz Nigls Anwalt Sebastian Lesigang hat neben der Eingabe sogar von sich aus
einen Beweisantrag bei der Staatsanwältin eingebracht. Durch Beiziehung mehrerer
Sachverständiger und von Spezialisten des Bundeskriminalamtes soll bewiesen
werden, dass es sich bei den Nigl zur Last gelegten Maßnahmen „ ... um eine in
der ÖBB bereits vor 2004 eingeführte Vorgangsweise handelt, von der sowohl
sämtliche Führungsorgane der ÖBB sowie die Belegschaftsvertretung wussten und
eingebunden waren”, heißt es in dem Schriftsatz wörtlich.
Quelle: Format online