Hasselt - 857% mehr Fahrgäste durch Nulltarif!
Statt des Baus neuer
Straßen führt die belgische Stadt Hasselt den Nulltarif auf den öffentlichen
Verkehrsmitteln ein. Die Folge: Die Zahl der Fahrgäste stieg um 857%. In Linz
soll nach wie vor der Weg in die verkehrspolitische Steinzeit beschritten
werden. Um 1.200 Millionen Euro soll der A26-Westring dem EU-Transitverkehr von
der Ostsee zur Adria eine Bresche schlagen - mitten durch Linz.
Statt neue Straßen zu bauen und die Fahrgäste des öffentlichen Verkehrs mit
Preiserhöhungen und penetranten Kontrollen zu sekkieren, kann ein ganz anderer
Weg beschritten werden. Das beweist die belgische Stadt Hasselt bereits seit
über zehn Jahren. Dort ist der 1997 neu eingesetzte Bürgermeister samt seiner
Stadtregierung nicht der landläufigen Expertenmeinung gefolgt, welche immer
wieder den Neubau von zusätzliche Tunnels, Straßen und Autobahnen durch und um
die Stadt planen und mit öffentlichen Geldern in absurder Höhe die Erlösung von
Verkehrs-, Stau-, Parkplatz- und Abgasproblemen versprechen. Auch in Hasselt
sollte eine zusätzliche Autobahn als Entlastung für die BürgerInnen an einer
Stadtflanke vorbeigebaut werden. Doch die Kosten, Einwände der BürgerInnen und
die Bedenken, dass solche Maßnahmen immer nur für einen kurzen Zeitraum
Gültigkeit haben, lösten ein radikales Umdenken aus. Anstatt mit öffentlichen
Milliardensummen Beton und Asphalt in die Stadt zu gießen, wurden alle
Stadtbusse für jedermann/frau zum Nulltarif angeboten. Ergebnis: Die
Fahrgaststeigerung betrug 857 Prozent! Zusätzlich wurde der Innenstadtring von
vier Fahrspuren auf zwei reduziert und in eine Grünzone umgewandelt in der
ausschließlich Autobusse und RadfahrerInnen fahren und natürlich auch Menschen
flanieren können, die in solchen lärm- und abgasfreien Zonen das Leben genießen
können. Im Stadtzentrum von Hasselt kehrte das pulsierende Leben zurück. Nach
anfänglich großer Skepsis sind auch die Klein und Handelsbetriebe sehr erfreut,
nicht nur über den Mut und die Tatkraft, die dieses Projekt realisierten, auch
die Frequenz und Umsätze in Ihren Betrieben stiegen weit über dem Durchschnitt
an.
Das ist auch keineswegs unfinanzierbar, denn heute fahren sechsmal so viele
Busse durch und um die Stadt Hasselt als 1997 und dies noch immer zum Nulltarif.
Finanzmittel von Stadt, Land und die ersparten Kosten des Autoverkehrs, die
zusätzlichen Arbeitsplätze und erhöhten Steuereinnahmen von Handel und Gewerbe
ermöglichen so manches Undenkbare und Futuristische.
Der falsche Weg: 1.200 Millionen für Transitautobahn durch Linz
Das wäre doch auch für Linz ein zukunftsweisender Weg. Statt aberwitzige
Summen für den Bau der A26-Westring-Transitautobahn mitten durch die Stadt zu
verjuxen, Einführung des Nulltarif auf den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Dieses
Monsterstraßenbauprojekt würde inklusive Investitions-, Finanzierungs- und
Betriebskosten im nächsten Vierteljahrhundert Kosten in der Höhe von 1.200
Millionen Euro verschlingen. Alleine um diesen Betrag könnte man über einen
Zeitraum von 25 Jahren jährlich 120.000 Personen, d.h. mehr als 75% der
derzeitigen Pendler nach Linz die Jahreskarten für die Benützung der
Öffentlichen Verkehrsmittel schenken. In Summe wird uns die Fortsetzung dieser
rückwärtsgewandten Betonpolitik, die Autofahren fördert und Öffi-Benützer quält,
viel teurer zu stehen kommen als eine ökologische Wende. Daher: 100%
Schwarzfahren auf allen Linien, für alle, zu jeder Zeit, ohne Privatisierung und
Liberalisierung, und massiver Aufbau der Öffentlichen Verkehrsmittel in Linz
aber auch außerhalb des Zentralraumes.
Rudi Schober (Werkstatt Frieden & Solidarität)