ÖBB-Krankenakten: War Missbrauch politisch sanktioniert?
Datenschützer Zeger erhebt schwere Vorwürfe gegen Infrastruktur - Ministerium
Wien. Der Obmann der ARGE Daten, Hans Zeger, hat das Anlegen von illegalen
Krankendaten bei den ÖBB neuerlich scharf kritisiert. "Das Widerlichste ist das
nachträgliche Schönreden", sagte Zeger am Donnerstag zur APA.
Er glaubt, dass die Vorgangsweise "politisch sanktioniert" war. Jedes Management
und jeder Aufsichtsrat sichere sich bei solchen Dingen ab, "wenn auch nicht mit
Notariatsakt". Daher habe das Infrastrukturministerium "das mit absoluter
Sicherheit gebilligt".
Das rechtswidrige Sammeln von Diagnosedaten der Mitarbeiter war nach Ansicht von
Zeger ein "organisiertes Hinwegsetzen über das Gesetz". Bis zu zwei Dutzend
Bestimmungen und Gesetze seine verletzt worden, vom Arbeitsrecht über die
ärztliche Schweigepflicht bis zahlreichen Grundrechten und der
Menschenrechtskonvention. Jeder Personalchef habe gewusst, dass diese Praxis
rechtswidrig ist - oder er müsste es zumindest gewusst haben, so der
Datenschützer.
Anders als in Deutschland, wo nach einem Bespitzelungsskandal der Deutsche
Bahn-Chef Hartmut Mehdorn gehen musste, erwartet er hierzulande keine Folgen der
Affäre. Aus seiner Sicht wären allerdings drastisch Maßnahmen notwendig.
Management und Betriebsärzte müssten entlassen werden und der Betriebsrat gleich
mit, sollte dieser ebenfalls etwas gewusst haben.
Quelle: Wiener Zeitung