ÖBB muss den Railjet auf Schiene bringen
Günter Fritz (wirtschaftsblatt.at)

Bei der ÖBB steht der Premium-Zug Railjet auf dem Prüfstand: Das Drei-Klassen-Zug-Konzept, bei dem für 67 Garnituren ein Investitionsvolumen von 817 Millionen € budgetiert ist, macht dem ÖBB-Personenverkehrsmanagement vor allem die Premiumklasse zunehmend Sorgen.

Diese 16-sitzige Business-Klasse ist kaum ausgelastet. Seit Inbetriebnahme der erste Railjet-Garnituren Ende des Vorjahres sollen lediglich 2300 Passagiere die Premiumklasse benutzt haben - das wären lediglich zwei bis drei pro Zug. Bei der ÖBB will man diese Zahlen nicht bestätigen, insgesamt seien heuer in den ersten sechs Monaten 484.000 Passagiere gezählt worden. Die Auslastung in der zweiten Klasse (316 Sitze) habe rund 50 Prozent, die in der ersten Klasse (76 Sitze) mehr als 30 Prozent betragen.

Jetzt sollen eine Werbekampagne und eine Preisaktion den Railjet und die Premiumklasse doch noch ankurbeln: Statt wie wie bisher 25 € müssen Businessreisende, die die Luxusklasse benutzen wollen, nur noch 15 € aufzahlen. ÖBB-Sprecher Thomas Berger spricht indes nicht von einem „Sorgenkind", sondern von einem „neuen Produkt, das noch bekannter gemacht werden muss". Seit September sind auf den Strecken Budapest-Wien-Mün­chen und Wien-Salzburg-Innsbruck täglich elf Garnituren unterwegs. Für die Verbindung München-Verona, die ab Dezember gemeinsam mit der Deutschen Bahn betrieben wird, werden dort verkehrende Railjets ohne Premiumklasse ausgestattet sein.

Deshalb ist es auch sehr fraglich, ob die ÖBB jene 16 Railjets, auf die sie eine Option hat, auch tatsächlich kauft. Eine Entscheidung darüber wird noch im Herbst fallen. Dazu gebe es „laufende Gespräche" mit Hersteller Siemens.