ÖBB muss mit neuer Struktur schlanker werden - Bures: "Einschnitte"
Ministerin fordert Management zum Sparen auf
AR-Chef Pöchhacker: Bauboom wird Problem bringen
Wien (APA) - Infrastrukturministerin Doris
Bures (S) erwartet in den nächsten Monaten eine klare Abschlankung bei den
Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Mit dem neuen Strukturgesetz, das morgen
vom Nationalrat beschlossen wird, sowie den riesigen Investitionen in die
Schieneninfrastruktur seien die Voraussetzungen für mehr Schlagkraft und
Effizienz in der Bahn geschaffen. "Jetzt muss die Struktur mit Leben erfüllt
werden", sagte Bures am Mittwochabend vor Journalisten in Wien. Und hier seien
das Management und "harte Sanierungsschritte" gefordert.
Dies sei eine "Chance für das Unternehmen" und ihr Ministerium werde darauf
drängen, dass diese auch genützt werde. Wo genau gespart werde, sei Sache des
Managements, sagte die Ministerin mit Verweis auf das bereits angekündigte
Sparprogramm der ÖBB im Ausmaß von 200 Mio. Euro. Die Beseitigung von
Doppelgleisigkeiten allein durch die im Gesetz geplante Fusion der beiden
Infrastrukturgesellschaften für Bau und Betrieb bringe 20 Mio. Euro. Insgesamt
sollten die Overheads durch den Umbau der Konzernstruktur sinken. Auch die in
Angriff genommene "Flexibilisierung des Mitarbeitereinsatzes" werde Einsparungen
bringen. Ob es auch zu einer Reduktion der Mitarbeiter kommen werde, wollte die
Ministerin nicht sagen. Das sei nicht das vorrangige Ziel, werde aber schon
allein durch die natürliche Fluktuation geben, hieß es aus dem Ministerium.
Aufsichtsratsvorsitzender Horst Pöchhacker betonte, die neue Struktur
verhindere, "dass uns die Konkurrenz um die Ohren fährt". Nach der letzten
ÖBB-Reform habe sich "der ganze Konzern um die Bau AG gedreht", mit der neuen
Struktur werde die Bahn voll auf die beiden Absatzgesellschaften,
Personenverkehrs AG und Rail Cargo Austria, ausgerichtet. Die Strategie sei
bereits fixiert worden.
Vor allem im Personenverkehr müsse noch sehr viel geschehen, damit die ÖBB im
Wettbewerb mit Privaten ab 2010 bestehen könne. Gleichzeitig bereitet Pöchhacker
die Bahnkunden auf schwere Zeiten vor: Durch die riesigen Investitionen in das
Schienennetz und Bahnhöfe werde es zu Einschränkungen und Verspätungen kommen,
die einige Kritik bringen werden. Das sei allerdings "der größte Bauboom, den es
bisher auf der Schiene gegeben hat", sagte der Aufsichtsratschef. In drei bis
vier Jahren werde es wesentlich besser werden, das wirkliche Ziel werde man bei
den ÖBB aber wohl erst bis 2020 erreichen.
Bis 2017 sollen nach derzeitiger Planung der Infrastrukturministerin jährlich
mehr als zwei Mrd. Euro in den Ausbau und die Instandhaltung der großteils
völlig veralteten Schienen-Infrastruktur sowie die drei großen Tunnelprojekte -
Koralm, Semmering und Brenner - investiert werden. Dies sei enorm wichtig für
die Zukunft der Bahn, weil deren Leitungen nicht zuletzt von der Infrastruktur
abhänge.
Bis 2014 sind die jährlichen Ausgaben im aktuellen Rahmenplan des
Infrastrukturministeriums bereits akkordiert, ebenso wie die Rückzahlungen aus
dem Bundeshaushalt an die ÖBB. Die Bahn muss die Investitionen quasi
vorfinanzieren, damit sie nicht budgetwirksam werden. Das erhöht den
Schuldenberg der Bahn - am Papier - bis 2023 auf über 26 Mrd. Euro. Der Bund hat
sich verpflichtet, die Ausgaben - im Schnitt zu 70 Prozent - über 30 Jahre
abzuzahlen. Spätestens ab 2023 sollten die Verbindlichkeiten der ÖBB nach den
Prognosen des Ministeriums wieder langsam sinken, nachdem die Investitionen
bereits ab 2018 schrittweise zurückgehen, nicht zuletzt weil die großen
Ausbauprojekte dann abgeschlossen sein sollten.
Die krisenbedingten Einbrüche im Güterverkehr von rund 17 bis 19 Prozent werden
laut Ministerium nur geringe Auswirkungen auf die großen Infrastrukturvorhaben
haben. Es könnten allerdings Projekte nach hinten verschoben oder billiger
umgesetzt werden, hieß es.
(Schluss) mg/rf