ÖBB stoppen Staplerkauf - Interne Prüfung offenbart schwere Fehler
Utl.: Einkaufsleiter soll einem Anbieter bei Entgegenkommen Bevorzugung versprochen haben - Dieser bestreitet das - Auftraggeber bei Besprechungen nicht mehr anwesend
Wien (APA) - Die ÖBB haben Probleme mit der
Bestellung von Containerstaplern. Laut einem ÖBB-Revisionsbericht ist es zu
einer Bieterbevorzugung gekommen, woraufhin die Konzernrevision empfahl, die
Bestellung zu widerrufen. In dem 15-seitigen Bahn-Papier kommt durchaus
erstaunliches zutage. So verbrachte der Leiter des Konzerneinkaufes der
ÖBB-Dienstleistungsgesellschaft (DLG), Walter Eschbacher, seinen Urlaub
gemeinsam mit dem Geschäftsführer eines Stapler-Unternehmens, mit dem die ÖBB
laufende Geschäftsbeziehungen unterhält. Dies erscheine "nicht opportun", so die
Bahn in ihrem Revisionsbericht.
Doch der Reihe nach: Im Herbst 2007 vergab die ÖBB-Güterverkehrsgesellschaft
Rail Cargo Austria (RCA) einen Auftrag für Containerstapler. Beworben haben sich
die beiden Firmen Kalmar und Zeiss, wobei bis zur dritten von vier
Verhandlungsrunden Kalmar die Nase vorne hatte. Dann wurden allerdings die
Auftragskriterien geändert und plötzlich war Zeiss in allen Punkten Bestbieter.
Jürgen Wurzer, Geschäftsführer bei Kalmar, berichtete daraufhin, dass ihn
Eschbacher zuvor telefonisch kontaktiert habe und gemeint habe, bei
entsprechendem Entgegenkommen könne er die Ausschreibung noch beeinflussen.
Eschbacher bestreitet dies und weist die Vorwürfe "aufs Schärfste zurück", so
der Bericht. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Der RCA, die den Auftrag für die Stapler ausgeschrieben hatte, wurde es
jedenfalls schon frühzeitig zu bunt. Die Güterspezialisten nahmen nach einiger
Zeit an den Sitzungen mit der DLG nicht mehr Teil. Bemerkenswert auch: Von der
Schlussrunde der Verhandlungen gibt es, im Unterschied zu den vorigen Runden,
kein Verhandlungsprotokoll. Ungewöhnlich finden die ÖBB-Prüfer auch den Umstand,
dass der Einkaufsleiter im Urlaub bzw. einmal am Abend Kontakt mit
Geschäftsführer Wurzer aufgenommen hatte. Das Verhalten von Eschbacher sei den
Vorgaben der Unantastbarkeit jedenfalls nicht dienlich gewesen, heißt es in dem
der APA vorliegenden Revisionsbericht.
Abschließend wird von der Leitung der Konzernrevision festgehalten: "Aus unserer
Sicht sind gesetzliche und interne Vorgaben für eine ordnungsgemäße Abwicklung
des gesamten Beschaffungsvorganges nicht eingehalten worden. (...) Die
Konzernrevision empfiehlt, das Vergabeverfahren 'Containerstapler' vor dem
Hintergrund der oben beschriebenen Vorwürfe und der widersprüchlichen Aussagen
der am Verfahren beteiligten Personen mit sofortiger Wirkung zu widerrufen." Wie
es nun mit dem Auftrag weitergeht, war kurzfristig nicht zu erfahren.
Das BZÖ sieht die Staatsanwaltschaft und den Rechnungshof gefordert. "Es ist
unfassbar. Die ÖBB ist ein Sumpf, wo jeder Dorftrottel mit dem richtigen
Parteibuch Unterschlupf gefunden hat", so BZÖ-Abgeordneter Gerald Grosz zur APA.
Er fordert den Rücktritt von Bahnchef Peter Klugar. Der Revisionsbericht ist
Klugar zumindest bekannt. Er steht am Verteiler des Ende Dezember 2008
erstellten Berichtes.
(Forts. mögl.) stf/lo
Quelle: APA0121 2009-09-28/10:03