Reaktion der UG-Vida auf das Schreiben von Wilhelm Haberzettl (FSG)

Werter Kollege, KollegInnen!

Das Schreiben (Ihr findet es am Ende dieser Zeilen) vom Vorsitzenden Haberzettl lässt nichts Gutes erwarten, die Gehaltsverhandlungen betreffend.
Nicht besonders geschickt ist es ebenfalls. Hier soll offensichtlich im Vorfeld der Betriebsratswahlen die Kollegenschaft mit der Solidaritätskeule in Schach gehalten werden.
Nichts gegen Solidarität an sich, ganz im Gegenteil, nur, wo war diese Solidarität von Seiten der FSG, als es in den letzten Jahren darum ging, gerade die Einkommenssituation bei den jüngeren und wenig verdienenden KollegInnen in die Tat umzusetzen? Die "Unabhängigen GewerkschafterInnen in der Vida / UG-Vida" fordern seit Jahren, dass endlich von diesen prozentuellen Abschlüssen abgegangen wird. Dies hat, und sorry, dass versteht auch ein Nicht-Mathematiker, dazu geführt, dass die Besserverdienenden wesentlich besser abgeschnitten haben als die unteren Einkommensgruppen. 2% von 4.000 € sind nun mal 80 €, von 1.500 € halt nur 30 €. Die FSG hat es in der Hand gehabt, hier umzudenken - alleine, sie hat es nicht getan. Warum wohl?
Zum 4,5% Abschluss, der so über den grünen Klee gelobt wird: Hier wird nicht erwähnt, dass aufgrund der 18-monatigen Laufzeit, hochgerechnet nur 3,33 Prozent übrig bleiben.
Noch mal zur Erinnerung: Die Metaller haben für das Jahr 2008 mit ca. 4 Prozent und für 2009 mit 3,8 - 3,9% abgeschlossen, summa summarum knappe 8 Prozent für 2 Jahre.
Oder der öffentliche Dienst: Abschluss für 2008 durchschnittlich 3,3%, 2009 gab’s ein Plus von 3,55%, insgesamt also fast 7 Prozent.
Da schauen unsere 3,3 Prozent dann doch etwas alt aus. Zieht man dann noch die Inflation für 08/09 ab, kommt unterm Strich ein Minus raus. Nix ist’s mit mehr netto!

"Aus Sicht des Konzernbetriebsrats und der Gewerkschaft ist nach wie vor klar, dass Missmanagement aus der Vergangenheit nicht zulasten der Beschäftigten gehen darf. Jedoch möchten wir euch ersuchen, bei den bevorstehenden Gehaltsverhandlungen die schwierige Wirtschaftslage und die nun sinkende Teuerung nicht aus den Augen zu verlieren."


Diese Aussage stellt de facto eine politische Bankrotterklärung der Gewerkschaft dar!
1) Mitglieder des Konzernbetriebsrates - ausschließlich FSG Funktionäre - saßen und sitzen nach wie vor in den Aufsichtsräten der ÖBB-Gesellschaften. Wozu eigentlich, wenn sie ja nie mitbekommen haben, dass hier mit hunderten Millionen Euros auf Teufel komm raus spekuliert wurde?
2) Wir EisenbahnerInnen, egal ob jung oder alt, haben diese Wirtschaftskrise nicht verursacht - aber brennen sollen wir dafür?
3) Die sinkende Teuerung ist halt nur die halbe Wahrheit: Wohnen, Energie, Gebühren sind in den letzten Monaten gestiegen und werden weiter steigen.
4) In wirtschaftlich guten Zeiten sollten die ArbeitnehmerInnen bekanntlich auch nix fordern, um den Aufschwung nicht zu gefährden.
5) Wir EisenbahnerInnen haben unseren Solidaritätsbeitrag gegenüber der Gesellschaft mehr als nur erfüllt.
6) Dass unsere jungen KollegInnen unter wesentlich schlechteren Bedingungen als wir "alten" EisenbahnerInnen ihrer Tätigkeit nachgehen müssen, ist eine Ungerechtigkeit sonder gleichen. Aber auch hier zur Erinnerung: Diese Verhältnisse sind Ergebnis eines in die Hose gegangenen Streiks. Dieses "in die Hose gegangen", das hat schon die 90%-Fraktion, also FSG, zu verantworten.
7) Dass unser ÖGB und damit natürlich auch die einzelnen Gewerkschaften massiv an "Kampfkraft" verloren haben, liegt am Versenken des ÖGB-Streikfonds in der Karibik. Verantwortlich dafür: Fritz Verzetnitsch (ÖGB Chef - FSG) und Günter Weninger (ÖGB Finanzchef - FSG). Verzetnitsch wurde vom ÖGB rausgeschmissen und Weninger landete vor Gericht. Blöd nur, die Kohle des Streikfonds ist weg und kommt auch nicht wieder.

Und da nun mal keine Kohle für "Kampfmassnahmen" mehr vorhanden ist, gibts offenbar solche Schreiben von der Gewerkschaftsspitze.

Nur mal eine Frage zum besseren Verständnis: Wenn eine Fraktion mit einer 90%-Mehrheit für solch massive Verschlechterungen, wie sie bei uns EisenbahnerInnen - wiederrum egal ob alt oder jung - verantwortlich zeichnet - wie sollte dann die Reaktion der Betroffenen darauf sein?

Na?

Wir hätten einen besseren Vorschlag. Am 13. Mai 2009 findet auf Initiative der Gewerkschaften der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Metall-Textil-Nahrung (GMTN), Chemiearbeiter (GdC) und Bau-Holz (GBH) eine Großdemonstration in Wien statt.
Wer fehlt? Richtig - die Vida!
Dies müsste nicht sein. Hier wäre eine Möglichkeit, sich zu solidarisieren und gleichzeitig auf die Situation der ÖBB-Bediensteten hinzuweisen.

Na, wie wär's Kollege Haberzettl?

Unabhängige GewerkschafterInnen in der Vida / UG-Vida





Betreff: WG: FSG Info zu den bevorstehenden Gehaltsverhandlungen
Werte Kolleginnen,
werte Kollegen,

im Zusammenhang mit den bevorstehenden Gehaltsverhandlungen für die Beschäftigten des ÖBB-Konzerns möchten wir euch auf die nicht einfache Ausgangslage in diesem Jahr hinweisen.

Grund dafür ist das zu erwartende Rekordnegativergebnis des ÖBB-Konzerns für das Jahr 2008. Dieses ist einerseits auf die durch die Spekulationsgeschäfte notwendig gewordenen hohen Rückstellungen zurückzuführen. Andererseits auf die durch die Finanz- und Wirtschaftskrise verursachte schlechte Konjunkturlage, von der auch die ÖBB und die EisenbahnerInnen nicht verschont geblieben sind. Die Auftragslage ist in einzelnen Bereichen um bis zu 15 Prozent zurückgegangen.

Zur Erinnerung: Mit dem Gehaltsabkommen 2008 (Erhöhung der Gehälter um 4,5 Prozent und der Pensionskassenbeiträge um 0,4 Prozent bei einer Laufzeit bis 30. Juni 2009) ist uns bei einer über das Jahr gerechneten Teuerungsrate in der Höhe von 3,2 Prozent einer der seit Langem besten Gehaltsabschlüsse in Österreich gelungen.

Für den Zeitraum von Jänner 2008 bis Juli 2009 ist mit einer geschätzten durchschnittlichen Inflation von 3,4 Prozent zu rechnen, wobei die Inflation derzeit relativ stark zurückgeht: Für die Monate April bis Juli 2009 kann deshalb von einer Inflationsrate in der Bandbreite von 0,6 bis zu einem Prozent ausgegangen werden.

Aus Sicht des Konzernbetriebsrats und der Gewerkschaft ist nach wie vor klar, dass Missmanagement aus der Vergangenheit nicht zulasten der Beschäftigten gehen darf. Jedoch möchten wir euch ersuchen, bei den bevorstehenden Gehaltsverhandlungen die schwierige Wirtschaftslage und die nun sinkende Teuerung nicht aus den Augen zu verlieren.

In Krisenzeiten müssen nämlich die Solidarität unter den EisenbahnerInnen und insbesondere die Solidarität der älteren mit den jüngeren KollegInnen im Sinne der Absicherung aller unserer bestehenden Arbeitsplätze absoluten Vorrang haben!

Mit freundschaftlichen Grüßen

Wilhelm Haberzettl Gottfried Winkler
Vors. FSGvida Vors. Bfg Schiene

FSG vida
1050 Wien, Margaretenstr. 166
ÖGB ZVR-Nummer: 576439352

Tel. Nr. 01 / 54641 / 280
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